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Die Norm, Vollzeit zu arbeiten, und die gleichzeitige Stigmatisierung von Teilzeitarbeit in männlich dominierten Bereichen spielen eine wesentliche Rolle dabei, dass Frauen erst gar nicht diesen Beruf ergreifen. Oder sie wechseln in „frauenlastigere“ Bereiche, da sie dort flexiblere Arbeitszeiten vorfinden.
Die Forschung rund um KI prägt ein ähnliches Bild. Studien zeigen, dass Frauen weniger auf führenden KI-Konferenzen vertreten sind (18 Prozent), über 80 Prozent der KI-Professor:innen männlich sind und nur 14 Prozent der Autor:innen von wissenschaftlichen Artikeln zu KI weltweit im Jahr 2020 Frauen waren. Dabei sind Frauen in der KI-Forschung zentral, damit mögliche Benachteiligungen entdeckt und durch entsprechende Reglementierungen beseitigt werden.
KI-Führungspositionen sind männlich dominiert
Nicht nur in Jobs rund um KI, sondern insbesondere in Führungspositionen sind Frauen unterrepräsentiert. CEOs der meisten KI-Unternehmen sind Männer. 2019 waren nur 18 Prozent der C-Level-Führungskräfte unter den Top-KI-Start-ups weltweit weiblich.
Die ungleiche Verteilung von Betreuungspflichten zwischen Männern und Frauen, Teilzeit als verbreitetes Beschäftigungsmodell von Frauen und Unterbrechungen aufgrund von Kinderbetreuung tragen zu diesem Ergebnis bei. Auch die Tendenz, dass Frauen häufiger in Positionen arbeiten, für die sie überqualifiziert sind, führt dazu, dass sie in Führungspositionen, insbesondere im technologischen Sektor, weniger vertreten sind.
Das Futter der KI ist männlich dominiert
KI lernt von bestehenden Daten. Diese Daten sind voll von stereotypischen Geschlechterrollen. KI übernimmt diese Muster, baut auf ihnen auf und systematisiert diese. Dies droht zu einer Verstärkung von Geschlechterungleichheiten zu führen.
So werden Frauen beispielsweise bei Bewerbungsprozessen, in denen KI angewendet wird, diskriminiert. Bei Berufen, die in der Vergangenheit typischerweise von Männern besetzt waren, wählt der Algorithmus bevorzugt männliche Profile. Die erste Auswahl passiert bereits dabei, wem welche Ausschreibung überhaupt angezeigt wird.
Auch die Stimmen von KI-betriebenen Systemen können zur Rollenverfestigung beitragen. So haben digitale Assistent:innen meist eine weibliche Stimme. Alexa und Siri spiegeln die traditionelle Rolle der Frau als erziehende und unterstützende Person wider. Digitale Berater:innen im rechtlichen, finanziellen oder medizinischen Bereich sind dagegen in der Regel männlich besetzt. Auch Suchmaschinen reproduzieren und verstärken gesellschaftliche Rollenbilder. So zeigt die Bildersuche nach Präsident:innen, Minister:innen und CEOs überwiegend Männer. Ebenso tragen und verbreiten Übersetzungssysteme Diskriminierungen. Beispielsweise werden in ursprünglich geschlechtsneutral formulierten Sätzen Berufe traditionellen Geschlechterrollen zugeteilt und das entsprechende Pronomen hinzugefügt (z. B. „er“ bei Präsident und „sie“ bei Krankenpflegerin).
Diese Diskriminierungen aufzudecken und KI entgegen diesen Rollenbildern zu trainieren ist ausschlaggebend dafür, dass der vermehrte Einsatz von KI nicht zu einer Verstärkung der stereotypisierten Geschlechterrollen führt.
Notwendige Schritte
Wie die OECD in einer qualitativen und einer quantitativen Studie feststellt, hat KI Potenzial, unsere Arbeitsqualität zu verbessern. Die Arbeitssicherheit kann erhöht, monotone Tätigkeiten können verringert und die Inklusion von vulnerablen Gruppen verbessert werden (z. B. von Menschen mit Behinderung). Damit dies gelingt, sind gezielte politische Maßnahmen notwendig.
In Bezug auf die Gleichstellung von Frauen können folgende wesentliche Ansatzpunkte genannt werden, die von den Verantwortlichen in konkrete Maßnahmen gegossen werden müssen:
- Weiterbildung von Frauen im Bereich KI fördern
Die Nachfrage nach KI-Fähigkeiten steigt. Frauen können durch überprüfbare Zielsetzungen, Anreiz- und Quotensysteme gefördert werden, an Aus- und Weiterbildungen im KI-Bereich teilzunehmen. Nur so können sie die digitale Transformation mitgestalten.
- Frauen in Forschung und Entwicklung sowie in Führungspositionen im KI-Bereich fördern
Der Anteil von Frauen in technischen Berufen, in Führungspositionen und in der Erforschung von KI muss erhöht werden. Beispielsweise durch folgende Maßnahmen: Offenlegung der Geschlechterzusammensetzung von Arbeits- und Führungskräften, Zielsetzungen zur Erhöhung des Frauenanteils, Sensibilisierung für die Geschlechterverteilung und für geschlechtsspezifische Vorurteile, Mentoring-Angebote etc.
- Vereinbarung von Betreuungspflichten mit KI-Berufen
Es braucht verfügbare und erschwingliche Kinderbetreuung und die stärkere Beteiligung von Vätern an Betreuungspflichten, um der Unterrepräsentation von Frauen in KI-Berufen entgegenzuwirken. Zudem sind flexiblere Arbeitsverhältnisse und die Normalisierung von beruflichen Unterbrechungen durch Elternkarenzzeiten sowie Teilzeitarbeit notwendig.
- Diskriminierung durch KI aufdecken und verhindern
Mehr Forschung ist notwendig, um die Funktionsweise von KI-Systemen und ihre Auswirkungen besser zu verstehen und sie entgegen vorherrschenden Diskriminierungen weiterzuentwickeln. Dafür braucht es einen breiten partizipativen Diskurs. Gesetzliche Reglementierungen zur Verhinderung von Diskriminierung müssen geprüft und eingeführt werden. Der EU AI Act schafft dazu eine wichtige Grundlage.
- Transparenz erhöhen und Verantwortlichkeit klären
KI-Akteur:innen sollten sich zur Transparenz über die Funktionsweise von KI-Systemen verpflichten sowie Nutzer:innen über ihre Interaktion mit KI-Systemen aufklären. Nur deren Verständnis erlaubt es, Maßnahmen gegen Benachteiligungen zu setzen. Zudem muss verhindert werden, dass die (Weiter-)Entwicklung von KI in den Händen einiger weniger mächtiger Tech-Konzerne liegt.
- Multi-Stakeholder-Ansatz und Partizipation
Regierungen, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen und zusammenarbeiten, um die Auswirkungen von KI zu analysieren und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Die Inklusion von betroffenen Personen, die mit KI arbeiten oder die durch den Einsatz von KI benachteiligt sein könnten, ist dabei wesentlich.
Die digitale Transformation soll keine männlich dominierte Transformation werden. Frauen, die in Forschung, (Weiter-)Entwicklung von und Maßnahmensetzung rund um KI tätig sind, sind grundlegend dafür, dass vom vermehrten Einsatz von KI alle profitieren können.
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