Mehr als ein Viertel der unselbstständig Beschäftigten in Österreich verdient so wenig, dass sie keine Lohnsteuer bezahlen. Die GeringverdienerInnen sind aber keine einheitliche Gruppe, Menschen haben aus unterschiedlichen Gründen ein geringes Einkommen. Geringverdienende Frauen sind viel häufiger teilzeitbeschäftigt und müssen Betreuungspflichten nachkommen. Männer sind öfter nicht über das ganze Jahr angestellt und damit unterjährig oft von Arbeitslosigkeit betroffen. Damit Geringverdienende ihre Einkommenssituation verbessern können, sind gezielte politische Maßnahmen notwendig, die auf die unterschiedlichen Gründe abgestimmt sind – wie etwa der Ausbau der Kinderbetreuung.
Mehr als eine Million Geringverdienende
Alle paar Jahre steht eine Tarifänderung in der Lohnsteuer auf der politischen Agenda. Von einer Senkung der Steuersätze profitieren 25 Prozent aller unselbstständig Erwerbstätigen nicht, da ihr jährlicher Bruttobezug mit höchstens 14.700 Euro so niedrig ist, dass keine Lohnsteuer anfällt.
Dass einige wenige sehr viel haben und eine zunehmend größere Gruppe wenig hat, spielt auch für WirtschaftswissenschafterInnen eine immer wichtigere Rolle. Denn mit einer hohen Ungleichheit gehen unzählige andere negative Effekte einher. Deswegen ist es entscheidend, die verfügbaren Einkommen für Geringverdienende zu steigern und so ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Für Personen, die trotz unselbstständiger Arbeit sehr niedrige Einkommen haben, müssen Perspektiven geschaffen werden. Das kann bedeuten, ihre Einkommen anzuheben, Belastungen zu reduzieren oder sie zu unterstützen, besser bezahlte Jobs zu finden.
Ein Blick in die Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria zeigt, wie viele Menschen Geringverdienende sind. Mehr als eine Million unselbstständig Beschäftigte, ein Viertel aller ArbeiterInnen, Angestellten, BeamtInnen und Vertragsbediensteten verdienen unter der Steuergrenze. 20 Prozent der unselbstständig erwerbstätigen Männer und 31 Prozent der Frauen sind davon betroffen. Die Steuerfreigrenze, die hier als Schwellenwert dient, liegt übrigens noch einmal weit unter der Armutsgefährdungsgrenze von 60 Prozent des Medianeinkommens für Alleinstehende.