Die Arbeitswelt ist längst durchdrungen von den Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet. Mit der Selbstverständlichkeit von Anwendungen verliert sich oft auch der Blick für Herausforderungen, denen Mitarbeiter*innen und Führungskräfte begegnen: Wie gehen wir mit neuen Technologien um? Wie setzen wir sie ein? Was bringt Mehrwert bzw. was verschwendet im Gegensatz dazu kostbare Zeit? Wo braucht es Regeln und Grenzen? Wo sogar Verbote? Wann werden Mitarbeiter*innen überfordert? Nutze ich berufliche Tools auch in der Freizeit? Wie sieht meine Work-Life-Balance aus, wenn ich theoretisch immer und überall erreichbar sein kann?
Forschungsprojekt digitale Mediennutzung am Arbeitsplatz
Das Projekt digi@work hat am Standort Steiermark Mitarbeiter*innen und Führungskräfte von Unternehmen zu ihrer Wahrnehmung der Digitalisierung befragt, insbesondere im Kontext des Arbeitsplatzes. Ein Fokus war dabei die Nutzung verschiedener digitaler Tools. Der Begriff „Tool“ wurde dabei sehr weit gefasst, sowohl Software als auch Hardware wurden miteinbezogen. Die essenzielle Fragestellung bezieht sich auf die tatsächliche Veränderung von Arbeit an sich: ob sich Arbeitsabläufe durch Tools maßgeblich verändern, ob beispielsweise Tätigkeiten hinzukommen oder wegfallen und wie die grundsätzliche Einstellung von Arbeitnehmer*innen und Führungskräften zu digitalen Tools aussieht.
Entgrenzungstendenzen am Arbeitsplatz
Zu beobachten ist eine häufigere Verwendung von mobilen Endgeräten (Handy, Tablet, Laptop etc.) bzw. durch webbasiertes Arbeiten eine häufigere Verwendung von darauf laufenden digitalen Anwendungen. Die Gründe und Folgen daraus sind unterschiedlicher Natur: Ortsungebundenheit die Arbeit betreffend, zeitliche Entgrenzung/Entkopplung, verschiedene Tätigkeits-/Anwendungsbereiche, aber auch eine beobachtbare Tendenz, private und berufliche Tools immer stärker zu vermischen. Das kann zur Folge haben, dass jene Anwendungen, die im privaten Kontext häufig genutzt werden (z. B. WhatsApp), sich nun auch im beruflichen Kontext wiederfinden. Zum anderen können berufliche Tools auch im privaten Kontext eingesetzt werden, was einer Entgrenzung von Arbeit Vorschub leistet.
Im Rahmen der Untersuchungen (n = 179) konnte keine einheitliche Strategie der Organisationen in Bezug auf diese zunehmende Vermischung beobachtet werden. Immerhin 55 Prozent der Befragten aus steirischen Unternehmen geben an, verschriftlichte Regelungen zur beruflichen Verwendung privater Endgeräte definiert zu haben. 12 Prozent scheinen entsprechende Regelungen zumindest in mündlicher Form zu kommunizieren. In immerhin jedem dritten Betrieb sind jedoch keine diesbezüglichen Regelungen vorhanden. Rund 45 Prozent aller befragten Betriebe geben an, verschriftlichte Regelungen zur beruflichen Verwendung von Social-Media-Tools wie beispielsweise WhatsApp oder Facebook implementiert zu haben. In 40 Prozent der befragten Betriebe sind keine diesbezüglichen Regelungen vorhanden.
Wenig überraschend werden E-Mails bzw. Office-Anwendungen am häufigsten genutzt und für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt. Auch WhatsApp wird in knapp einem Drittel der befragten Betriebe eingesetzt, insbesondere zum Zweck der raschen Kommunikation zwischen den Mitarbeiter*innen. Aber auch unternehmensinterne bzw. -spezifische Programme werden für Kommunikation, Zusammenarbeit und Kooperation eingesetzt. Im Wesentlichen sind alle diese Tätigkeitsbereiche digitalisiert, das Ausmaß hängt aber auch von der jeweiligen Branche ab. Der Einsatz digitaler Tools wirft aber auch unmittelbar Fragen auf, z. B. im Hinblick auf Datenschutz oder auf potenzielle Auswirkungen auf Arbeitnehmer*innen. Beides Themen, welche als Herausforderungen bzw. Risiken eingestuft werden.