Die Integration von Geflüchteten stellt derzeit eine der wichtigsten arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen dar. Eine neue Studie liefert detaillierte Einblicke in die Arbeitsmarktaktivität von Geflüchteten, die zwischen 2009 und 2018 nach Österreich gekommen sind. Trotz einiger Hürden zu Beginn zeigt sich mit fortschreitender Aufenthaltsdauer eine beständige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten.
In den Jahren 2014 bis 2017 stieg die Zahl der Asylsuchenden in Österreich und der EU insgesamt stark an. Etwa die Hälfte der AntragstellerInnen bekamen 2015–2018 einen positiven Aufenthaltsbescheid in Österreich. Dies waren jährlich zwischen 19.000 und 30.000 Personen, vor allem aus Afghanistan, Syrien, Iran und Irak. Bei der Abschätzung der zukünftigen Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt wurden 2015 Vergleiche mit der Flüchtlingsphase Anfang der 90er-Jahre gezogen (jugoslawische Nachfolgekriege) wie auch mit dem Zuzug türkischer MigrantInnen in den letzten Jahrzehnten. Gleichzeitig wurden die Jobchancen mit Hinweis auf die nicht-europäische Herkunftsregion der Flüchtlinge von einigen als düster gesehen.
Nur wenige Jahre danach, 2019, hat sich die Situation geändert. Die Anzahl der Asylanträge liegt wieder wesentlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Gleichzeitig ist die Arbeitsmarktsituation in Österreich insgesamt besser, und das AMS veröffentlicht positive Ergebnisse zur Integration. Doch wie sind die langfristigen Erfolgschancen der Flüchtlinge am Arbeitsmarkt? In den letzten Jahren wurden mehrere empirische Arbeiten zur Situation in anderen europäischen Ländern verfasst. Eine erst kürzlich am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche veröffentlichte Studie vergleicht die Integrationsverläufe aller kürzlich nach Österreich gekommenen Flüchtlinge und MigrantInnen. Dabei werden detaillierte Erwerbsverlaufsdaten der Statistik Austria verwendet, die Informationen über die gesamte österreichische Wohnbevölkerung – in Österreich als auch im Ausland geborene Bevölkerung – bieten.
Die neue Gruppe der Flüchtlinge von anderen Kontinenten
Um die Arbeitsmarktintegration der Asylsuchenden der letzten Jahre zu untersuchen, haben wir vier möglichst homogene Gruppen gebildet: Flüchtlinge aus nicht-europäischen Ländern, Flüchtlinge aus europäischen Drittländern (vor allem Westbalkan und östliche Nachbarschaftsregion außerhalb der EU), weitere MigrantInnen aus nicht-europäischen Ländern (ArbeitsmigrantInnen, StudentInnen, Familienzusammenführung etc.) und weitere MigrantInnen aus europäischen Drittländern. Dabei wurden nur Personen aus Herkunftsländern mit niedrigen und mittleren Einkommen berücksichtigt, unter der Annahme, dass die arbeitsmarktrelevante Ausbildungsqualität vom BIP-Niveau abhängt. In die Studie wurden Personen, die in den Jahren 2009–2018 nach Österreich gekommen sind und bei ihrer Ankunft zwischen 20 und 50 Jahre alt waren, aufgenommen. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit konnten wir keine längere Zeitperiode untersuchen. Für die vier Gruppen haben wir die Chancen, einen Job zu bekommen, in Abhängigkeit zur Aufenthaltsdauer seit Ankunft in Österreich berechnet und mit den Chancen von in Österreich geborenen Menschen verglichen. Sowohl unselbstständige Voll- und Teilzeitjobs als auch Selbstständige werden dabei berücksichtigt. Um einen aussagekräftigeren Vergleich zwischen den Gruppen zu ermöglichen, haben wir die Unterschiede der Personen bezüglich u. a. Alter, Geschlecht, Bildung, Haushaltsstruktur und regionalen Arbeitsmarktbedingungen am Wohnort berücksichtigt. Dies ergibt die unten dargestellten „bereinigten“ Beschäftigungslücken.