Die AkademikerInnen-Quote stieg in Österreich innerhalb eines Jahres von 20% auf 30% und auch die Ausgaben im Hochschulbereich wurden deutlich erhöht. So lautet zumindest der Befund der heute präsentierten OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2015“. Dies ist jedoch nicht auf reale Verbesserungen, sondern auf eine Neu-Einstufung von Bildungsebenen (ISCED) zurückzuführen. Diese neue Einteilung lässt auch die soziale Durchlässigkeit an Hochschulen verbessert erscheinen. Die zentrale Rolle spielt dabei eine ganz besonders österreichische Lösung: Die Matura an einer HTL oder HAK zählt jetzt wie ein Hochschulabschluss.
Die neue internationale Klassifikation von Bildung (ISCED 2011) bringt Vergleichbarkeit…
Die Internationale Standardklassifikation des Bildungswesens (ISCED) dient u.a. der internationalen Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen, indem nationale Bildungsgänge auf international einheitliche Bildungslevels eingestuft werden. Auf dieser Klassifikation beruhen u.a. die Berechnungen für „Bildung auf einen Blick“. Die Studie verwendet dieses Jahr jedoch erstmals nicht mehr ISCED 1997, sondern deren Weiterentwicklung ISCED 2011. International betrachtet sind die drei wichtigsten Neuerungen:
Ein höheres Maß an Ausdifferenzierung – statt 7 Ebenen (0-6) gibt es nun 9 Ebenen (0-8). Dies bedeutet besonders für den Tertiärbereich eine verbesserte Kategorisierung: Während ISCED 1997 kurze tertiäre Bildungsprogramme, Bachelor- und Master-Programme (+ jeweils gleichwertige Programme) noch auf einem Level (ISCED 5) erfasste, sind diese nun in drei separate Level (ISCED 5, 6, 7) gegliedert.
Die erstmalige Einbeziehung von Bildung, Betreuung und Erziehung von unter-3-Jährigen
Klarere Definitionen und Abgrenzungen der einzelnen Level
… und die Einstufung der BHS-Matura als tertiärer Abschluss.
Auf Basis dieser Neuerungen erfolgte die für Österreich wesentlichste Veränderung: Die Neu-Einstufung der Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS; z.B. HTL oder HAK). SchülerInnen des 1. bis 3. Jahrganges an BHS werden nun der Sekundarstufe II zugeordnet (ISCED 3), die des 4. und 5. Jahrganges jedoch dem Tertiärbereich (ISCED 5: „Kurze tertiäre Bildungsprogramme“). Während BHS-SchülerInnen der ersten drei Jahre also auf einer Ebene mit Lehrlingen und SchülerInnen der AHS-Oberstufe stehen, werden BHS-SchülerInnen in den letzten beiden Klassen als StudentInnen definiert. Argumentiert wird diese Verschiebung damit, dass sich das Berufsbildungssystem in Österreich stark von dem anderer Länder unterscheidet und BHS-Abschlüsse am ehesten mit kurzen tertiären Bildungsprogrammen anderer Bildungssysteme vergleichbar seien. Diese Verschiebung führt zu zum Teil sehr großen Veränderungen bei den „Bildung auf einen Blick“-Ergebnissen.
Geschönt: AkademikerInnen-Quote um 10%-Punkte höher
Laut „Bildung auf einen Blick 2015“ ist die AkademikerInnen-Quote (Anteil der AkademikerInnen an den 25- bis 64-Jährigen) zwischen 2012 und 2014 um 10%-Punkte gestiegen. Es ist dabei offensichtlich, dass dieser sprunghafte Anstieg auf die Neu-Zuordnung der BHS-Matura zum Tertiärbereich zurückzuführen ist. Dies zeigt sich vor allem durch die gleichzeitige Abnahme um 10%-Punkte im Sekundarbereich II und im postsekundaren, nicht tertiären Bereich, wo die BHS-Matura zuvor eingestuft war.