Jede fünfte Person in Österreich ist kaufsüchtig oder kaufsuchtgefährdet – das zeigt eine repräsentative Erhebung der AK. Das ist seit Beginn der Erhebungen zwar der niedrigste Wert, dennoch sind die Zahlen alarmierend. Auf die Bevölkerung gerechnet wären circa 700.000 Personen ab 14 Jahren in Österreich von Kaufsucht betroffen, im Vergleich dazu gelten „nur“ 60.000 Personen als glücksspielsüchtig.
Gesellschaftlich wird das Problem kaum diskutiert
Die am stärksten gefährdete Gruppe sind junge Frauen zwischen 14 und 29 Jahren, jede fünfte junge Frau ist kaufsüchtig und ein weiteres Fünftel weist ein bedenkliches Kaufverhalten auf. Einerseits ist Kaufsucht ein gesellschaftlich unterschätztes und daher kaum diskutiertes Problem, andererseits hat ein deviantes Verhalten schon in jungen Jahren potenziell langwierige negative Konsequenzen: Verschuldung und/oder negative Auswirkungen auf soziale Beziehungen können die Folge sein. Kaufsucht tritt oft in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen wie z. B. einer Depression auf, und oft haben Betroffene noch mit weiteren Süchten zu kämpfen. Eine Therapie wird dadurch erschwert, dass das richtige Kaufverhalten erst erlernt werden muss – im Gegensatz zu anderen Süchten kann hier keine vollständige Abstinenz erzielt werden. Gleichzeitig ist Kaufen ein erwünschtes und gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten, weswegen die Sucht auch oft erst spät entdeckt wird.
Häufiges Online-Shopping korreliert ebenso mit Kaufsucht …
Neben soziodemografischen Faktoren – so sind beispielsweise Personen mit niedriger formaler Bildung und Personen mit höherem Einkommen häufiger betroffen – hängt Kaufsucht auch mit dem eigenen Konsumhandeln zusammen. Korrelationen gibt es zum einen mit Online-Shopping: Mehr als die Hälfte der Personen, die wöchentlich im Internet einkauft (dies sind immerhin 13 Prozent der Befragten), gilt als kaufsüchtig oder gefährdet, während es nur jede zehnte Person ist, die selten oder nie online shoppt. Das Internet als Kaufportal wird von Kaufsüchtigen insbesondere oft gewählt, weil es anonym ist. Kaufsüchtige bestätigen auch, dass sie öfter auf Shopping-Seiten surfen, zu viel Zeit auf Shopping-Seiten verbringen und öfter etwas im Internet kaufen, ohne etwas zu brauchen.