Überlange Arbeitszeiten führen zu Übermüdung, Erschöpfung und Unkonzentriertheit bei den ArbeitnehmerInnen. Das verringert ihre Produktivität; bei zwölf Stunden Arbeitszeit geht ihr zusätzlicher Output sogar gegen Null. Zudem steigt das Unfallrisiko ab der neunten Stunde exponentiell. Diese Nachteile der Verlängerung der Höchstarbeitszeit schlagen sich auch auf der Kostenseite der Unternehmen nieder. Dabei zeigt der internationale Vergleich: Österreich könnte sich aufgrund der hohen Produktivität eine Reduktion der Arbeitszeit leisten. Genau das bräuchte es für ein gutes Leben, bei dem Beruf und Freizeit im Einklang stehen. Eine sechste Urlaubswoche wäre ein wichtiger erster Schritt in diese Richtung.
Höchstarbeitszeit-Verlängerung und Ruhezeit-Verkürzung
Das Gesetz der Bundesregierung zum 12-Stunden-Tag und der 60-Stunden-Woche weitet die Höchstarbeitszeit ohne Gegenleistung aus. Die Ruhezeiten zwischen Diensten werden zum Teil sogar verkürzt.
Das neue Gesetz schwächt daher die Verhandlungsposition der ArbeitnehmerInnen: Bisher war die Zustimmung des Betriebsrates zu 12-Stunden-Tagen nötig. Damit gab es einen Abtausch zum Beispiel gegen verpflichtend zu gewährende längere Freizeitblöcke, gegen höhere Bezahlung oder gegen andere Verbesserungen. Gab es keinen Betriebsrat, war eine Einzelvereinbarung und die Bescheinigung der medizinischen Unbedenklichkeit so langer Arbeitszeiten notwendig.
Beim neuen Arbeitszeitgesetz sollten also alle das Kind beim Namen nennen und richtigerweise von einer „Höchstarbeitszeit-Verlängerung“ sprechen. Die Arbeitgebervertretungen stehen hinter dem Gesetz. Aber wie wirkt sich die Verlängerung der täglich möglichen Arbeitszeit tatsächlich auf die Kosten der Betriebe aus?
Leistungsabfall bei überlanger Arbeitszeit
Internationale Studien zeigen, was für viele Menschen intuitiv offensichtlich ist: Die Produktivität der ArbeitnehmerInnen sinkt mit längeren Arbeitszeiten. An einen 4-Stunden-Tag geht man mit einer völlig anderen Einstellung heran, als an einen 8-Stunden- oder einen 12-Stunden-Tag. So benötigen zum Beispiel ArbeitnehmerInnen in Callcentern sogar bei Teilzeitarbeit immer länger zum Beantworten eines Anrufs, je länger sie arbeiten – ihre Produktivität sinkt. Studien aus dem Warenproduktionssektor belegen, dass die Produktivität bei etwas über acht Stunden am höchsten ist, und danach mit jeder weiteren Stunde stark zu sinken beginnt.
Dieser Zusammenhang – höhere Produktivität bei geringerer Arbeitszeit– zeigt sich auch im Ländervergleich. OECD-Länder mit der längsten tatsächlich geleisteten durchschnittlichen Wochenarbeitszeit haben auch die geringste durchschnittliche Arbeitsproduktivität, wie die Abbildung zeigt. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Länder mit höherer Arbeitsproduktivität können sich eine geringere Arbeitszeit leisten. Eine fortschrittliche Interpretation dieser Grafik führt daher zur Forderung einer sechsten Urlaubswoche beziehungsweise mehr Tages-, Wochen-, Jahres- und Lebensfreizeit.