Wer hat ein höheres Risiko, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren? Welche Rolle spielt dabei der Arbeitsplatz? Studien aus anderen Ländern zeigen, dass ökonomisch benachteiligte Gruppen einem höheren Risiko ausgesetzt sind, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren bzw. an COVID-19 zu sterben. Dies gilt insbesondere für Personen in niedrig qualifizierten Berufen. Eine Studie zeigt nun auch für Österreich ausgeprägte soziale Unterschiede im wahrgenommenen Corona-Infektionsrisiko bei der Arbeit, insbesondere zum Nachteil von Frauen und MigrantInnen.
Unterschiede in der Risikowahrnehmung je nach Branche
Während es für andere Länder zahlreiche Analysen zum Zusammenhang von Berufen und dem Corona-Infektionsrisiko gibt, stehen in Österreich für die Forschung bis dato keine behördlichen Daten zur Verfügung, die eine Analyse der sozial differenzierten COVID-19-Vulnerabilität erlauben würden. In Kooperation mit der AK Wien hat sich das Institut für Höhere Studien im Rahmen der AKCOVID-Studie dem Thema auf Basis von Befragungen genähert.
Dazu wurden im Juni 2020 erwerbstätige Personen gefragt, wie viel persönlichen/direkten Kontakt sie in ihrem beruflichen Alltag zu anderen Menschen haben und wie hoch sie das Risiko einschätzen, sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit mit dem Corona-Virus anzustecken.
Rund ein Viertel der Erwerbstätigen schätzten ihr Risiko einer Corona-Infektion bei der Arbeit als hoch ein, wobei sich branchenspezifische Unterschiede zeigten. Allen voran wurden die Bereiche Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Handel von den Beschäftigten selbst als Tätigkeitsfelder mit hohem Infektionsrisiko wahrgenommen („Hochrisikobranchen“). In diesen Sektoren schätzten 36 bis 45 Prozent der Beschäftigten ihr Infektionsrisiko bei der Arbeit als hoch ein. Als deutlich weniger risikoreich schätzten die Beschäftigten ihre Tätigkeiten am Bau, in der Herstellung von Waren und im Bereich Information und Kommunikation ein („Niedrigrisikobranchen“). Erklärt werden kann dies durch die hohe Kontaktdichte zu betriebsfremden Personen in den „Hochrisikobranchen“, in denen mehr als 60 Prozent der Beschäftigten angaben, viel direkten Kontakt zu KundInnen, PatientInnen, SchülerInnen usw. zu haben. Im Vergleich dazu hatten weniger als 30 Prozent der Beschäftigten in den „Niedrigrisikobranchen“ viel Kontakt zu betriebsfremden Personen.