Seit den 1980ern steigen hohe Einkommen besonders stark, mittlere und niedrige Einkommen stagnieren hingegen. Die Einkommensungleichheit spitzt sich folglich zu.
In Europa entfiel am Vorabend des Ersten Weltkrieges fast die Hälfte der gesamten Einkommen auf die oberen 10 % der Bevölkerung. Zwischen 1910 und 1980 ist deren Anteil am gesamten Einkommen drastisch gesunken. Die Einkommen waren in der Nachkriegszeit relativ gleicher verteilt als wir es heute in den meisten Industrieländern beobachten. Dies ist auf vergleichsweise hohe Steuern auf Top-Einkommen und Vermögensbestände, aber auch auf die politische Stärke der Interessen von ArbeitnehmerInnen sowie öffentliche Investitionen in Infrastruktur und im Dienstleistungsbereich zurückzuführen. Seit den 1980ern steigt der Anteil des obersten Zehntels am gesamten Einkommen wieder. Gründe dafür sind einerseits die stark steigenden Spitzeinkommen und andererseits die Stagnation der mittleren und unteren Einkommen.
Piketty spricht in diesem Zusammenhang auch von der „Gesellschaft der Supermanager“, da besonders die immensen Gehälter und Boni von Top-ManagerInnen großer Konzerne und in der Finanzbranche diese Entwicklung vorantrieben. Gleichzeitig stieg auch der politische Einfluss der Finanzindustrie.
Kapitaleinkommen steigen dank Privatisierungen
Dabei darf nicht vergessen werden, dass auch der Besitz von Vermögen zu Einkommen führt, beispielsweise in Form von Gewinnausschüttungen oder Mieteinnahmen. In den Genuss von Kapitaleinkommen kommt jedoch lediglich die oberste Spitze der Einkommensverteilung. Ähnlich wie bei den Einkommen, steigt die Konzentration von Kapitaleinkommen seit den 1980er Jahren wieder an. Vorangetrieben wird dies durch die Liberalisierungs- und Privatisierungswellen vieler Staaten unter Umsetzung neoliberaler Politik. Seither steigen auch die Kapitaleinkommen stärker als die Arbeitseinkommen und der Anteil der Kapitaleinkommen am gesamten Nationaleinkommen erhöht sich stetig.