Die Corona-Krise zeigt, dassRegierungen und Gesellschaften durchaus fähig sind, effizient und entschlossenfür ein gemeinsames Ziel und gegen eine gemeinsame Krise vorzugehen. Lässt sichdiese Handhabe auch auf die Klimakrise übertragen? Und wie wird es nach Coronaweitergehen? Kehren wir zurück zu „Business as usual“ oder erhält Solidaritätlangfristig Einzug in unsere Gesellschaft? Und was kann man dabei von denProtestierenden der Fridays for Future lernen?
Krisenkönnen durch gemeinsames Handeln gelöst werden!
Seit der Corona-Krise passiert etwas Besonderes: In Treppenhäusern hängen Angebote zur Einkaufshilfe, und es entstehen lokale Initiativen, z. B. um Kleinunternehmen und Restaurants in diesen Zeiten zu unterstützen. Es scheint, als ob man sich erst durch die Krise wieder an die Macht gesellschaftlichen Zusammenhalts erinnert. Das gibt einerseits Hoffnung, dass auch andere Krisen auf diese Weise bekämpft werden können, jedoch ist es erschreckend, wenn man sich überlegt, zu welchem Preis das eigentlich passiert.
Natürlich lassen sich diese beidenKrisen – Klima und Corona – nicht miteinander vergleichen. Allerdings gibt esdurchaus einige Parallelen. Beide haben ein globales Ausmaß, beide Krisenkönnen nur durch ein gemeinsames und entschlossenes Handeln gelöst werden.Ebenfalls ist es in beiden Fällen unverzichtbar, sein eigenes Verhalten dem Gemeinwohlgegenüber anzupassen.
In Bezug auf Corona ist der Aufrufklar: „Auch wenn es dich nicht direkt betrifft, denk an andere! Bleib zu Hause,vermeide unnötige Kontakte, trag’ deinen Teil dazu bei, die Krise einzudämmen!Sei solidarisch!“ Wie könnte dieser Aufruf bezüglich der Klimakrise lauten?
Einbisschen mehr Solidarität und ein bisschen weniger Egoismus bitte!
Im Gegensatz zur Corona-Krise, bei der insbesondere ältere und vorerkrankte Personen zur Risikogruppe gehören, sind es bei der Klimakrise vor allem Menschen im globalen Süden, ärmere und jüngere Personen, die schon jetzt besonders betroffen und gefährdet sind. Es sind ebenfalls die jungen Menschen, die bereits seit über einem Jahr regelmäßig auf die Straße gehen und im Zuge der Fridays for Future wöchentlich für Klimagerechtigkeit und das Einhalten des Pariser Klimaabkommens demonstrieren. Seit Monaten fordern sie, was jetzt plötzlich möglich scheint – ein entschlossenes Handeln von den Regierungen zur Bewältigung der Krise!
Gleichzeitig müssen sie sich immerwieder dem Vorwurf stellen, sie selbst seien nicht bereit, die gefordertenVeränderungen zu leben. Klimaskeptische Politiker*innen, wie z. B. NorbertHofer (FPÖ), greifen seit Beginn der Fridays for Future auf die stets gleichenArgumentationsmuster zurück, à la „Die wollen nur Schule schwänzen“ … „Siewünschen sich doch selbst immer wieder das neueste Smartphone“ … „Es ist dochschon bequem, im SUV der Eltern zur Schule chauffiert zu werden“. Doch habendiese Vorwürfe Bestand?
Fridaysfor Future – ein inspirierender Protest
Im vergangenen Jahr wurde am Institut für Internationale Entwicklung unter der Leitung von Prof. Dr. Antje Daniel die Forschungswerkstatt Protest gegründet. Diese forschte zur Klimagerechtigkeitsbewegung in Wien. Der Fokus der Forschungswerkstatt Protest lag auf den von Fridays for Future initiierten, globalen Aktionstagen im Mai, September und November. Die quantitative und qualitative Untersuchung erfasste dabei u. a. Aspekte wie den eigenen Lebensstil, das eigene Verhalten und den politischen Aktivismus der FFF-Teilnehmenden.
Seit Dezember 2018 fanden in Wien regelmäßig die von Greta Thunberg angestoßenen „Fridays for Future“-Proteste (FFF) statt. FFF stellen sich mit ihren Forderungen hinter die Wissenschaft, sie berufen sich oftmals auf den IPCC-Report und das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Hinter den FFF sammeln sich weltweit vor allem junge und weibliche Protestierende. So waren zum „Earth Strike“ am 27. September 2019 68 Prozent der Demonstrant*innen in Wien unter 35 Jahre alt, 52 Prozent davon identifizierten sich als weiblich. Auch haben die Teilnehmenden zum Großteil hohe Bildungsabschlüsse. Im Folgenden werden nun einmal die politischen Aktivitäten und Verhaltensweisen der Wiener FFF-Protestierenden vom 27. September näher beleuchtet.
Esist zentral, einen übermäßigen und unnötigen Konsum zu vermeiden
Wichtiger Bestandteil eines nachhaltigen Lebensstils ist das Thema Konsum. Wir leben in einer Welt, in der es normal ist, viel zu konsumieren. Doch der Großteil der FFF-Demonstrant*innen am 27. September 2019, nämlich 76,5 Prozent, geben an, genau dies zu vermeiden.