Vor dem Hintergrund der Fridays-for-Future-Demonstrationen hat die Klimapolitik Fahrt aufgenommen. Wenn wir die Erderwärmung auf maximal zwei Grad beschränken wollen, müssen wir – nicht nur in Europa, aber zuallererst hier – noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts aufhören, Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen. Die bevorstehende sozialökologische Transformation dürfte eine ähnliche Größenordnung haben wie die deutsche Wiedervereinigung.
Erheblicher Investitionsbedarf in Deutschland
Seriöse Studien schätzen die notwendigen gesamtwirtschaftlichen Mehrausgaben für den Klimaschutz in Deutschland auf 1700 bis 2300 Mrd. Euro bis 2050. Wenngleich davon ein erheblicher Teil auch auf die Privatwirtschaft entfällt, ist doch auch der Staat gefordert – bei der öffentlichen Infrastruktur wie auch bei der Förderung klimafreundlichen Verhaltens. Gerade beim Verkehr und bei der energetischen Gebäudesanierung bleibt noch viel zu tun und es kann nicht davon ausgegangen werden, dass BerufspendlerInnen und EigenheimbesitzerInnen ohne Unterstützung kurzfristig auf fossile Brennstoffe verzichten.
Gleichzeitig besteht in Deutschland noch ein ganz erheblicher Rückstand bei grundlegender Infrastruktur wie z.B. Schulgebäuden oder bei Eisenbahnbrücken. Letztere sind durchschnittlich 60 Jahre alt, fast 10000 Eisenbahnbrücken wurden sogar noch vor dem ersten Weltkrieg gebaut. Es ist schwierig, die genaue Höhe des Investitionsstaus zu beziffern, es ist aber plausibel, allein für die kommunale Infrastruktur in Deutschland einen niedrigen dreistelligen Milliardenbetrag anzusetzen. Der Rückstand zeigt sich auch in einem schrumpfenden Kapitalstock der Kommunen bzw. negativen Nettoinvestitionen. Sowohl das BIP-Wachstum als auch die jüngst wieder steigende Bevölkerung hätten hingegen einen Zuwachs erfordert.