Vorige Woche war es wieder einmal so weit: Das International Institute for Management Development (IMD) veröffentlichte das Ergebnis seines jährlichen Wettbewerbs von 60 der bedeutendsten Wirtschaftsstandorte dieser Welt, das „World Competitiveness Scoreboard“ (WCS). Die Goldmedaille gewannen zum dritten Mal in fünf Jahren die USA, ebenfalls zum wiederholten Male seit 2010 wurden die Schweiz als Zweitplatzierter Europameister und Schweden als insgesamt Vierter EU-Bester, allerdings nur mehr hauchdünn vor dem stürmisch nach vor drängenden Deutschland. Österreich musste sich nach einer marginalen Verbesserung gegenüber 2013 mit dem bescheidenen 22. Platz zufrieden geben. Dies ist immerhin weit besser als sein Rang in der Fußballweltrangliste der FIFA, trotzdem umso enttäuschender als sich sowohl insgesamt als auch in drei der vier Unterkapitel (den „Competitiveness Factors“) der Abstand zum jeweils Ranglistenersten weiter vergrößert hat. Für die KommentatorInnen war es jedenfalls ein erneuter Anlass, um auf Defizite und Fehlentwicklungen in der österreichischen Wirtschaftspolitik hinzuweisen. Die mag es geben, aber kann man derartige Rankings wirklich als Handlungsanleitung für Verbesserungen heranziehen?
Anders als kritische ÖkonomInnen (z.B. Christian Bellak und Richard Winklhofer oder zuletzt zweimal Miriam Rehm), hinterfragten auch dieses Mal weder die „Qualitätszeitungen“ noch die WKO die tatsächliche Aussagekraft von Rankings wie dem WCS für den Zustand und die Entwicklungsperspektiven der österreichischen Volkswirtschaft. Unabhängig von den grundsätzlichen Vorbehalten der o.a. AutorInnen (v.a.: Kritik an der ideologisch motivierten Umlegung des Leitmotivs Wettbewerbsfähigkeit von der einzelbetrieblichen auf die volkswirtschaftliche Ebene und methodische Zweifel an der Kompilierbarkeit so unterschiedlicher Indikatoren wie etwa „Fairness im Justizwesen“ und der Inflationsrate und damit an der Möglichkeit, Volkswirtschaften letztlich an Hand eines Kraut und Rüben-Indikators zu reihen) tauchen bei einer genaueren Befassung mit Entstehung und Ergebnissen des WCS aber auch empirische Zweifel am Wert der Übung auf.
Harte Tatsachen oder Stimmungen?
An erster Stelle ist hier zu nennen, dass nur zwei Drittel der in die Berechnungen einfließenden Daten harte Fakten, der Rest Ergebnisse einer Umfrage unter ManagerInnen sind, und die Zahl der Befragten lediglich um die 25 beträgt. Gerade in der Phase der Talfahrt Österreichs vom historisch besten 11. Platz im Jahr 2007 auf den 23. im Vorjahr entwickelten sich diese subjektiven Einschätzungen v.a. im Unterkapitel „Government Efficiency“ deutlich schlechter als, teilweise sogar gegenläufig zu den harten Tatsachen (s. dazu R. Stöger, Wie „abgesandelt“ ist der Standort Österreich?).