Die Unterschiede im Einkommen zwischen Männern und Frauen sind inzwischen weitgehend bekannt – man denke an den „Equal Pay Day“ oder die vielen Studien, die die Diskriminierung von Frauen beim Einkommen aufzeigen. Völlig ausgeblendet wurden bisher die Vermögensunterschiede zwischen Geschlechtern, obwohl auch hier von einer weit auseinander klaffenden Schere ausgegangen werden muss. Für Österreich zeigen wir in unserer neuen Studie eine derartige deutliche Lücke beim Vermögen zwischen den Geschlechtern. Diese Lücke ist vor allem auf Unterschiede am oberen und unteren Rand der Vermögensverteilung zurückzuführen. Die ungleichen Vermögenspositionen führen wir auf ungleiche gesellschaftliche Rollen, Normen und Strukturen ebenso zurück wie auf Diskriminierung und kleineren Erbschaften von Frauen.
Erstmalige Untersuchung der Vermögensverteilung zwischen den Geschlechtern möglich
Mit dem Household Finance and Consumption Survey (HFCS) stehen erstmals umfassende und vergleichbare Daten zur Vermögensverteilung in der Euro-Zone zur Verfügung, die es erlauben Vermögensunterschiede für mehrere Länder zu betrachten. Allerdings wurde nur die Haushaltsebene erfasst, weshalb die Datengrundlage für einen Vergleich zwischen Männern und Frauen nach wie vor schwierig ist. Daher konnten Vermögensunterschiede zwischen Geschlechtern in der Studie für Österreich nur näherungsweise anhand weiblicher und männlicher Single-Haushalte untersucht werden. „Single-Haushalte“ sind Haushalte, in denen die Person, die den Fragebogen beantwortete, ohne PartnerIn wohnt. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern stellen Ein-Personen-Haushalte oder AlleinerzieherInnen-Haushalte die große Mehrheit der Single-Haushalte dar.
Frauen besitzen durchschnittlich 40% weniger Vermögen als Männer
Ganz grundsätzlich unterstreicht die Studie die Ergebnisse der internationalen Literatur (siehe zB Deere und Doss) auch für Österreich: Das durchschnittliches (Netto-)Vermögen von weiblichen Single-Haushalten ist deutlich geringer also das in männlichen Single-Haushalten. In absoluten Werten haben weibliche Single-Haushalte im Durchschnitt mit etwa 110.000 Euro ein deutlich niedrigeres Vermögen als männliche mit etwa 194.000 Euro. Paarhaushalte besitzen im Vergleich dazu das höchste Vermögen (im Durchschnitt etwa 380.000 Euro). Während männliche Single-Haushalte etwas mehr als einen halben Paarhaushalt „ausmachen“, liegen weibliche Single-Haushalte deutlich darunter.
Diese Unterschiede bestehen zwischen weiblichen und männlichen Single-Haushalten vor allem am oberen und unteren Rand der Vermögensverteilung. Männliche Single-Haushalte sind am unteren Rand deutlich höher verschuldet als weibliche. Am oberen Rand verfügen die reichsten 5% der männlichen Single-Haushalte über mehr als doppelt soviel Vermögen wie die weiblichen. Damit zeigt sich auch eine große Ungleichverteilung der Vermögen innerhalb der jeweiligen Kategorie „männliche Single-Haushalte“ und „weibliche Single-Haushalte“, wie sich im Vergleich von Durchschnitt und Median (die Grenze zwischen den unteren und oberen 50% der analysierten Haushalte) widerspiegelt. Während das durchschnittliche Vermögen bei Männern bei 194.000 Euro liegt, beträgt der Median nur rund 23.000 Euro. Im Vergleich dazu ist die Ungleichverteilung bei Frauen etwas geringer (Durchschnitt 110.000 Euro und Median 22.000 Euro). Da der Durchschnittswert durch eine hohe Vermögenskonzentration am oberen Rand vergleichsweise hoch ausfällt, ist der Median für weite Teile der Verteilung folglich die aussagekräftigere Größe.