Einkommen aus Erwerbstätigkeit bildet für die Mehrheit der Menschen in Österreich ihre ökonomische Lebensgrundlage: 61% der Primäreinkommen aller Haushalte wurden 2010 aus unselbständiger Tätigkeit und 9% aus selbständiger Tätigkeit erzielt. Ohne Berücksichtigung der Pensionseinkommen – diese stellten 20% der Einkommen dar – sind es sogar 87% (76% aus unselbständiger und 11% aus selbständiger Tätigkeit). Die Einkünfte aus Zinsen und Dividenden sowie aus Vermietung und Verpachtung betrugen jeweils 5% bzw. 6% ohne Pensionseinkommen als Primäreinkommen.
Polarisierung der Markteinkommen
In den letzten zwei Jahrzehnten nahm die Ungleichheit in der Verteilung der Markteinkommen zu. Die Gründe dafür sind sowohl konjunkturell als auch strukturell bedingt: Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive dämpfte die hohe Arbeitslosigkeit die Lohnentwicklung und den Lohnanteil am Volkseinkommen (Lohnquote). Weiters zeigt sich eine unterschiedliche Dynamik zwischen Beschäftigungswachstum und dem Wachstum der Summe der geleisteten Arbeitsstunden (Arbeitsvolumen).
Während von 1995 bis 2015 die Beschäftigung – trotz Finanz- und Wirtschaftskrise – mit durchschnittlich 0,9% pro Jahr gewachsen ist, stieg das Arbeitsvolumen im selben Zeitraum nur um durchschnittlich 0,4% pro Jahr. Darüber hinaus sind die Beschäftigungsanteile von Hochlohnbranchen zugunsten von niedrig entlohnten Dienstleistungssektoren rückläufig. Diese Entwicklungen finden sowohl auf individueller Ebene als auch auf der Ebene der Haushalte ihren Niederschlag: Der Gini-Koeffizient der Primäreinkommen ist in der ersten Hälfte der 2000er-Jahre um knapp 2% gestiegen und erhöhte sich in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre um gut 7% (Gini-Koeffizient 2000: 0,329, 2010: 0,359).
Markteinkommen der Haushalte
Auf das Drittel (Terzil) der österreichischen Haushalte mit dem niedrigsten Bruttoäquivalenzgesamteinkommen (Primäreinkommen einschließlich monetärer Sozialleistungen) entfielen im Jahr 2010 nur 12% des erzielten Markteinkommens, auf das mittlere Drittel 28% und auf das oberste Einkommensdrittel 60%. Während Pensionseinkommen gleichmäßiger auf die Quantile verteilt waren entfielen knapp über 60% der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung und über 70% der Einkünfte aus Zinsen und Dividenden auf die 10% der Haushalte mit dem höchsten Gesamteinkommen.
Abgabenbelastung nach Einkommensart
Einkommen aus unselbständiger Erwerbstätigkeit sind mit Steuern und Sozialabgaben stark belastet: Der effektive Anteil der Abgaben betrug hier 2010 im unteren Einkommensdrittel 37% und im oberen Einkommensdrittel 45%, wobei die Sozialabgaben die Haushalte im unteren und mittleren Einkommensdrittel stärker belasten als jene im oberen Drittel.
Die Abgabenbelastung der Selbständigeneinkommen ist in allen Dezilen geringer als für Unselbständigeneinkommen: Für Haushalte im unteren Einkommensdrittel war sie 2010 mit 22% ähnlich hoch wie Haushalte im mittleren Einkommensdrittel, im oberen Drittel betrug sie 33%.
Der Anteil der entrichteten Einkommensteuer an den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung lag im unteren, mittleren und oberen Einkommensdrittel bei 11%, 14% bzw. 22%. Die Kapitalertragsteuer beträgt unabhängig von der Höhe der Einkünfte aus Zinsen und Dividenden 25%. Die geringste Abgabenbelastung hatten Pensionseinkommen, hier kommen sowohl der tarifliche Grundfreibetrag der Einkommensteuer, die geringeren Sozialversicherungsabgaben und die Deckelung der gesetzlichen Pensionsleistungen zum Tragen.
Verteilungswirkung der Steuern und Abgaben insgesamt
Gemessen am Gesamteinkommen entrichteten 2010 die Haushalte im untersten Einkommensdezil 17% ihrer Einkommen im mittleren Einkommensdezil 10% und im obersten Einkommensdezil 6% an indirekten Steuern (Umsatzsteuer, Mineralölsteuer, Tabaksteuer usw).
Insgesamt wandten die Haushalte im untersten Einkommensdezil 25% des Gesamteinkommens für Abgaben auf. Der Anteil der Gesamtabgaben stieg mit dem Einkommen und betrug für die Haushalte in der Mitte der Einkommensverteilung knapp 40% für jenes Drittel mit den höchsten Einkommen 44%.
Betrachtet man zur Beurteilung des Progressionsgrades des Abgabensystems ausschließlich Erwerbstätigenhaushalte, zeigt sich eine wesentlich gleichmäßigere Abgabenbelastung zwischen den Einkommensgruppen: Vom Gesamteinkommen des unteren Einkommensdrittels der Erwerbstätigenhaushalte betrug der Abgabenanteil etwa 43%, vom mittleren und oberen jeweils rund 46%.
Die Haushalte im unteren Drittel der Primäreinkommensverteilung erzielten 12% aller Primäreinkommen und zahlten 10% aller Steuern und Sozialabgaben, während die Haushalte im oberen Einkommensdrittel 60% aller Primäreinkommen erzielten und 63% aller Steuern und Sozialabgaben zahlten. Der Anteil der Abgaben ist somit in den einzelnen Einkommensgruppen in Österreich weitgehend proportional zum Anteil der Primäreinkommen. Dies verdeutlicht die schwache Progressions- und Umverteilungswirkung des österreichischen Steuer- und Sozialabgabensystems.
Äquivalente Abgabenbelastung (einschließlich Sozialabgaben der ArbeitgeberInnen), 2010, Alle Haushalte