Diskriminierung hat zahlreiche negative Folgen: Sie führt zu Ausgrenzung, Demotivation, weniger Chancen und macht krank. Daher ist es dramatisch, dass sich fast die Hälfte der Menschen zwischen 14 und 65 Jahren in den letzten drei Jahren in Arbeit, Bildung, Wohnen oder im Gesundheitsbereich diskriminiert gefühlt hat, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Wahrscheinlichkeit, diskriminiert zu werden, ist dabei extrem ungleich und hängt in hohem Maß von persönlichen Merkmalen wie Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder sozialem Status ab.
Diskriminierung ist nicht immer eine bewusst gesetzte Handlung und wird zumeist nicht reflektiert. Das drückt sich vielfältig aus. Dominique Apollon, ein Professor für Politikwissenschaft in Stanford afrikanischer Herkunft, hat mit seinem Tweet zum schwarzen Pflaster für große Diskussionen in den sozialen Medien gesorgt: „Zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich, wie es sich anfühlt, ein Pflaster in meinem eigenen Hautton zu haben … Ernsthaft, ich bin den Tränen nahe“, schreibt er.
Die Farbe des Pflasters hat symbolische Bedeutung und kann auf viele Situationen übertragen werden. Es geht dabei um den Umgang mit vielfältigen Bedürfnissen. Dass die Gestaltung von Verbandsmaterial durchaus als gewinnbringender Marktfaktor erkannt wurde, zeigt die kreative Gestaltung von Kinderpflastern. Mit bunten Mustern, Tierabbildungen etc. wird auf Kinder Rücksicht genommen, auf die unterschiedliche Hautfarbe der Menschen in der Regel nicht.
Die Frage, was berücksichtigt wird und was nicht, zeigt sich in vielen Situationen im Alltag, etwa auch bei der Zusammensetzung von Gremien. Zumeist sind diese durch Männer dominiert, Frauen, MigrantInnen und jüngere Menschen fehlen oder sind in der Minderheit. Ein anderes Symbol ist die Sprache: Werden Frauen mitgemeint oder werden sie dezidiert angesprochen. Auf struktureller Ebene geht es unter anderem um die soziale Durchmischung von Wohnvierteln, Schulen und das Aufbrechen von geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen am Arbeitsmarkt etc.
Studie zu Diskriminierungserfahrungen in Österreich
In einer aktuellen AK-Studie, durchgeführt von SORA, wurden 2.300 Personen zwischen 14 und 65 Jahren telefonisch befragt. Zentrales Ergebnis: Diskriminierung ist kein Randphänomen. Annähernd die Hälfte hat in den letzten drei Jahren Diskriminierungen im Bereich Arbeit, Wohnen, Gesundheit oder Bildung erlebt. Hochgerechnet sind das mehr als 2,5 Mio. Menschen in Österreich.
Allerdings sind Diskriminierungserfahrungen nicht auf alle Bevölkerungsgruppen gleich verteilt, wie die folgende Grafik veranschaulicht. Am häufigsten erleben MigrantInnen, Menschen mit muslimischer Religion, körperlich beeinträchtigte Menschen, Homosexuelle und jene, die sich der unteren Schicht zugehörig fühlen, Benachteiligungen.