Zwischen Eigenheim und Miete: Finan­zielle Belas­tung beim Wohnen in Ober­österreich

29. November 2024

Rund 60 Prozent der AK-Mitgliederhaushalte im Flächenbundesland Oberösterreich wohnen im Eigenheim. Diese Wohnstruktur erfordert eine differenzierte Politik. Einstiegskosten beim Einzug in eine Mietwohnung sind im Vergleich zu den hohen Anschaffungskosten, die beim Kauf oder Bau für Eigenheime anfallen, niedriger. Allerdings haben Mieter:innen in der Regel höhere laufende Kosten (Miete, Betriebskosten).

Dass Haushalte im Eigenheim ökonomisch bessergestellt seien als jene in Mietverhältnissen, ist eine gängige Meinung. Vom Blickwinkel der Einkommensverteilung aus zeigt sich jedoch, dass Haushalte im Eigenheim nicht zwingend besser dastehen als Miethaushalte. Entscheidend sind der Urbanisierungsgrad beziehungsweise die laufenden Rückzahlungen für Wohnbaukredite.

Wohnstruktur in Oberösterreich

Auf der Datenbasis des Wohnzufriedenheitsindex der Arbeiterkammer OÖ sehen wir, wie die Wohnformen in Oberösterreich variieren. Oberösterreich ist ein Flächenbundesland, wo es in ländlichen Regionen wenig bis gar keinen mehrgeschossigen Wohnungsbau gibt. Lediglich in der dichter besiedelten NUTS3-Region Linz-Wels (entspricht ungefähr dem Zentralraum) wohnen ungefähr die Hälfte der AK-Mitglieder in Mietwohnungen. Abseits des oberösterreichischen Zentralraumes dominiert jedoch das Eigenheim. Spitzenreiter mit jeweils 72 Prozent Eigenheimanteil sind die NUTS3-Regionen Mühlviertel und Traunviertel. Ballungsräume und ländliche Gebiete weisen somit strukturell deutlich unterschiedliche Anteile an Eigenheimen und Mietwohnungen auf.

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Einkommensverteilung nach Wohnform

Gibt es einen wesentlichen Unterschied in der Einkommensverteilung zwischen Haushalten in Miete und im Eigenheim in Oberösterreich? Das verfügbare Nettoeinkommen (nach Haushaltsgröße gewichtet, „äquivalisiert“) von Haushalten in Miete beträgt im Median etwa 1.900 Euro, während es bei Eigenheimbesitz ohne laufende Kreditverpflichtungen 2.071 Euro sind. Haushalte, die Kreditrückzahlungen für ihr Eigenheim leisten, kommen auf etwa 2.000 Euro. Die Unterschiede sind im niedrigsten Viertel der Einkommensverteilung etwas größer. Insgesamt aber bestehen keine wesentlichen und strukturellen Unterschiede zwischen den drei Vergleichsgruppen, sodass von einem relativ ähnlichen materiellen Lebensstandard ausgegangen werden kann.

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Wohnkostenanteil am Haushaltseinkommen

Der Unterschied zwischen Mieter:innen und Eigenheimbesitzer:innen zeigt sich besonders bei den laufenden Wohnkosten, die für Letztere meist niedriger sind. Bei etwa einem Drittel der Mieterhaushalte liegt der Anteil der Wohnkosten am Einkommen über 30 Prozent, während bei Eigenheimhaushalten ohne Kreditverpflichtungen nur 5 Prozent mehr als 30 Prozent bezahlen. In dieser Gruppe gibt es auch einen sehr hohen Anteil (82 Prozent), bei dem die Wohnkosten nur bis zu 10 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen. Haushalte mit laufenden Krediten stehen hingegen oft unter erheblichem finanziellem Druck. Bei mehr als einem Drittel von ihnen überschreitet der Wohnkostenanteil ebenfalls die 30-Prozent-Marke. Dafür verantwortlich sind die Kreditrückzahlungen, die durchschnittlich bei rund 500 Euro liegen.

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Subjektive Einkommenszufriedenheit

Diese differenzierte Betroffenheit spiegelt sich auch bei der Frage wider, wie gut die drei Gruppen subjektiv mit ihrem Einkommen zurechtkommen. Für 58 Prozent der Mieterhaushalte reicht das Einkommen kaum oder gar nicht aus. Deutlich besser stehen Menschen im eigenen, kreditfreien Heim da: Hier berichten nur 28 Prozent, dass ihr Einkommen knapp bemessen ist. Haushalte mit laufenden Kreditrückzahlungen hingegen haben oft größere finanzielle Schwierigkeiten. Fast die Hälfte (46 Prozent) gibt an, dass ihr Einkommen gerade oder nicht ausreicht.

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Fazit

In Oberösterreich dominiert beim Wohnen der Arbeitnehmer:innen das Eigenheim (rund 60 Prozent). Haushalte im Eigenheim mit Wohnbaukreditrückzahlungen stehen oft vor ähnlich hohen finanziellen Herausforderungen wie Mieterhaushalte. In beiden Gruppen ist der Anteil der Wohnkosten im Verhältnis zum Haushaltseinkommen hoch. Bei der Einkommenszufriedenheit sind sowohl Eigenheimbesitzer:innen mit laufendem Kredit als auch Mieterhaushalte gegenüber Eigenheimbesitzer:innen ohne laufenden Kredit im Nachteil. Eine differenzierte Wohnpolitik ist notwendig, um den Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innenhaushalte gerecht zu werden.

Erforderlich ist unter anderem ein Wohnbonus von bis zu 800 Euro pro Jahr, der als Absetzbetrag von der Lohn- und Einkommensteuer geltend gemacht werden kann. Mieter:innen sollen die Nettomiete ohne Betriebskosten absetzen können. Für Eigenheimbesitzer:innen sollte der Wohnbonus auf die Rückzahlungen von Krediten für den Kauf, Neubau oder die Sanierung von Wohnraum anwendbar sein. Auch der Bau von gemeinnützigen Wohnungen muss forciert werden, insbesondere in ländlichen Gebieten. Weitere Instrumente der Wohnungspolitik sollten ebenfalls wesentlich gestärkt werden, wie beispielsweise ein jährlicher Mietpreisdeckel von 2 Prozent für indexgebundene Mietverträge. Die Wohnbeihilfen müssen zudem gezielter angepasst werden.

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