Überall in den Ballungsräumen das gleiche Bild: Starkes Stadtwachstum trifft auf überforderten Wohnungsmarkt. Die privaten Mietpreise steigen massiv, leistbare Wohnungen werden Mangelware. Da ist es echt schön, wenn jemand klare Pläne hat. Wie etwa die im Umfeld einer Baleareninsel untergegangene Ex-Regierung, die im Regierungsprogramm festschrieb: „Mietzinsbildung: Marktkonforme Miete bei Neubauten und Gesamtsanierungen des Gebäudes auf zeitgemäßen Standard“. Und auch die neue Koalition will eine Preisbildung, die die „Wirtschaftlichkeit von Investitionen“ sicherstellt.
Marktversagen
Der Markt soll es also richten. Klassisch geht das im Kapitalismus angeblich so: Jeder handelt nach seiner maximalen Gier, aber die unsichtbare Hand wendet alles zum Guten, sodass das Ergebnis auf wundersame Weise dem Gemeinwohl dient. Im Moment läuft das so: Jede Menge Kapital sucht wegen niedriger Zinsen attraktive Anlagemöglichkeiten. Von „Betongold“ ist in Anlageprospekten zu lesen – die Vergoldung des Betons erfolgt dann über die Miete. Da Grund und Boden nicht beliebig vermehrbar ist, treibt diese Goldsuche die Bodenpreise in absurde Höhen. Diejenigen, die Boden besitzen und verkaufen müssen, verdienen sich eine goldene Nase. Jene, die nicht unbedingt verkaufen müssen, lassen es sein.
Horrend steigende Bodenpreise
Bei dieser Bodennachfrage steigt der Wert von Jahr zu Jahr – das ist viel besser als jedes andere Investment. Das alles verdrängt aber den geförderten Wohnbau. Bei Bodenpreisen von rund 1.800 Euro (pro Quadratmeter gebauten Wohnraums!), wie zuletzt in Wien-Favoriten bezahlt, erübrigt sich sozialer Wohnbau: Das Grundstück allein ist teurer als die gesamten Baukosten des Hauses. Gebaut wird hier jetzt privat. Jede oft auch als Finanzanlage gebaute Wohnung verhindert, dass eine leistbare Wohnung gebaut wird. Der private Wohnungsbau ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems geworden.