Sport ist Teil unseres Alltags. Egal, ob Fan, Athlet:in oder Vereinsmitglied – ein Großteil der Österreicher:innen beschäftigt sich regelmäßig mit Sport. Obwohl es vielen nicht bewusst ist, ist Sport aber keineswegs apolitisch – ganz im Gegenteil. Sportgroßereignisse sind weltpolitisch von hoher Relevanz, und auch regional gesehen ist Sport einer der größten politischen Player.
Internationale Brisanz
Am jüngsten Beispiel der FIFA WM 2022 in Katar hat sich gezeigt, dass Sport – insbesondere der Publikumsmagnet Fußball – hochpolitisch ist. Denn mit der Vergabe der WM nach Katar kamen die besonders negativen Seiten des Sports zum wiederholten Male zum Vorschein: Menschenrechtsverletzungen, Demokratiefeindlichkeit und Korruption im Rahmen des Events sind leider erschreckender Alltag.
Kaum ein Tag vergeht, an dem Gesten und offizielle Statements des Gastgeberlandes und der Beteiligten sich nicht widersprechen. Es wird kommuniziert, dass vor Ort eh „alles gerecht und nachhaltig“ sei; dass eh nicht so viele Arbeiter:innen auf den Baustellen und im Dienstleistungssektor gestorben seien, wie von „The Guardian“ im Jahr 2021 beziffert (nämlich mehr als 6.500), und dass Frauen und Mitglieder der LGBTIQ+ Community vor Ort ja eh auch wie Menschen behandelt werden. Auf gut Wienerisch: Jo, eh olles Leiwand.
Dass diese Missstände vorsätzlich von der FIFA und anderen Beteiligten in Kauf genommen wurden, ist aber Teil eines größeren Problems – nämlich dass Sport immer kapitalistischer wird. Wie schon der Philosoph Michael J. Sandel in seinem Buch „What money can’t buy“ emotionslos festgestellt hat, gibt es Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann. Im Falle der Moral und des Anstands im Sport gilt aber: Versuchen kann man es trotzdem.
Mit der Austragung von Sportgroßereignissen verfolgen Staaten meist das Ziel, sich in der Öffentlichkeit positiv und fortschrittlich darzustellen. Dieses Vorgehen nennt sich Sportswashing und kann besonders gut am Beispiel Katar nachvollzogen werden. In den letzten 15 Jahren hat das Emirat über 500 internationale Sportereignisse ausgetragen. Mit der Vergabe der asiatischen Winterspiele nach Saudi-Arabien 2029 ist klar geworden, dass auch in Zukunft Sportgroßereignisse in sozial und ökologisch problematischen Gegenden (das Skigebiet Saudi-Arabiens wird erst in den kommenden Jahren inmitten von Sand und Staub erbaut) stattfinden werden.
Zu Recht wird die individuelle und mediale Ablehnung solcher Sportgroßveranstaltungen immer deutlicher. Veranstaltungen in Umgebungen, wo Menschenrechte, Inklusion und Demokratie nur eine Randnotiz sind, sind deutlichst zu kritisieren.
Sport als Mittel zur Inklusion
Doch nicht nur auf internationaler Ebene ist Sport politisch. Und diese Tatsache endlich im öffentlichen Diskurs zu akzeptieren ist Teil der Lösung, denn „der Mythos des unpolitischen Sports ist ein Hindernis für Fortschritt im Sport generell, nicht nur im Fußball und in den Fankurven“, so Nicole Selmer, Expertin für Fankultur.
Neben all den negativen Berichten und den unglaublichen Schlagzeilen über millionenschwere Preisgelder ist es leicht, die lokale Wichtigkeit des politischen (Team-)Sports, der zumeist auf Freiwilligenarbeit gestützt ist, zu vergessen.
Nichtsdestotrotz birgt Teamsport unglaublich viel Potenzial zur Besserung in sich, besonders auf gesellschaftspolitischer Ebene: Immerhin ist jede:r sechste Österreicher:in aktives Mitglied eines Sportvereins.
Besonders junge Menschen können von gefestigten Vereinsstrukturen profitieren und Inklusion nicht nur kennenlernen, sondern mittragen. Egal, ob Homophobie, Rassismus, Sexismus oder Extremismus – mit der Benennung von Problemen und mit nur wenigen, gezielt gesetzten Aufklärungsmaßnahmen ist es möglich, Vereinsmitglieder für gewisse Problematiken gezielt zu sensibilisieren und die bestehenden Missstände aus dem Sportalltag zu verbannen.
Leider werden diese Aspekte, die unter den Stichworten Inklusion und soziale Nachhaltigkeit zu verorten sind, oft noch vernachlässigt behandelt. Jedoch zeigt eine Vielzahl an engagierten Initiativen und Projekten erfolgreiche Beispiele, wie Workshops, Trainings und Diskussionsrunden dabei helfen, oben genannte Probleme zu minimieren. Oft reicht es, sich als Vereinsmitglied positiv über die Einhaltung der Menschenrechte und über inklusive Maßnahmen zu äußern, um ein allgemeines Umdenken im Vereins- und Sportalltag anzustoßen.
Gemeinsam statt einsam
Auch kleine Gesten zeigen große Wirkung im Vereinsalltag und im eigenen Umfeld. Die Beschaffung von fairer Vereinskleidung, die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zu Sportflächen und zum Sport- und Vereinsleben oder ein gemeinschaftliches Turnier, das alle gleichermaßen anspricht, sind die ersten Schritte zu einem gerechteren Vereinsalltag.
fairplay setzt sich bereits seit Jahren mit dem Thema der Menschenrechte und nachhaltiger Entwicklung im Sport auseinander – auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Unter dem Slogan Unser Spiel für Menschenrechte tritt die Initiative gemeinsam mit einer Allianz an zivilgesellschaftlichen Akteur:innen für einen Sport ein, der die Menschenrechte schützt und achtet. Die öffentlichkeits- und breitenwirksamen Potenziale des Sports werden genützt, um aktiv und partnerschaftlich zur Realisierung von Menschenrechten und globaler Gerechtigkeit beizutragen.