Seit geraumer Zeit steht der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) in Opposition zur Troika-Politik. Um diese Opposition auf sichere Grundlage zu stellen, hat er einen Bericht verfasst, der auf Beiträgen seiner Mitgliedsgewerkschaften aus Portugal, Griechenland, Zypern und Irland beruht. Die Stoßrichtung des Berichts ist eindeutig: Die Troika-Politik ist unvereinbar mit der europäischen Grundrechtecharta, trägt zum Abbau des Sozialstaats bei, zu einem Anwachsen sozialer Ungleichheiten und zur Beendigung des europäischen Zusammenwachsens, der europäischen Konvergenz und zur Auflösung der Kohäsion. Aufbauend auf diesen zersetzenden Entwicklungen machen sich nationalistische und xenophobe Kräfte daran, ihre rückwärtsgewandten Ideologien zu verbreiten.
Der EGB hat eine eigene Untersuchung der Troika-Aktivitäten durchgeführt und dazu seine Mitgliedsgewerkschaften in den Troika-Ländern um Unterstützung gebeten. Das Bild, das sich aus den einzelnen Mosaiksteinchen ergibt, ist ein Bild von Ländern, die einfach von der Troika „übernommen“ wurden, durch „Männer in schwarzen Anzügen“. Kommissionspräsident Barroso sprach von einer „stillen Übernahme“, aber in Wirklichkeit ist es eine „feindliche Übernahme“, denn die gewählten Regierungen verfügen kaum noch über Manövrierspielraum: Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Liste der Troika-Forderungen abzuarbeiten. Sie mussten Gehorsam unter Beweis zu stellen, wollten sie keine weitere Abstrafung durch die Finanzmärkte riskieren.
Die Übernahme durch die Troika basiert auf einem einfachen Grundsatz: die Wirtschaft ankurbeln, um die Schuldentilgung durch massive Einschnitte in Arbeits- und Lebensstandards voranzutreiben. Um diesen Durchmarsch der Troika zu ermöglichen, musste alles aus dem Weg geräumt werden, das diesem Ziel widersprechen konnte.
Troika in Griechenland jenseits ökonomischer Vernunft
Als erstes musste die ökonomische Vernunft über Bord gehen – jeder vernünftige Mensch wusste, dass die Austeritätspolitik der Troika so exzessiv war, dass die Wirtschaft sie nicht unbeschadet überstehen konnte. Griechenland ist der extremste Fall. Ein Austeritätspaket nach dem anderen wurde dem Land aufgezwungen. Die Folge war ein ökonomischer Zusammenbruch um ein Viertel (verglichen mit dem Niveaus vor dem „Einzug“ der Troika). Dieser ökonomische Einbruch hatte soziale und gesellschaftliche Konsequenzen mit rapide steigender Arbeitslosigkeit, Armut und Ungleichheit.
Als nächstes mussten die Löhne und die Rechte der Arbeitnehmer geschliffen werden. Dabei ging es nicht nur um Löhne und deren Höhe, sondern generell um weitreichende Eingriffe in die Tarifautonomie und Lohnfindungssysteme. Die Autonomie der Sozialpartner musste beseitigt werden, denn die Sozialpartner vereinbarten zwar Deals und Kompromisse (Griechenland, Portugal), aber die Troika scherte sich nicht darum.