Der ideologische Grabenkampf ist Geschichte: Kinderbetreuung ist mittlerweile stark positiv besetzt. Auch beim Ausbau hat sich im letzten Jahrzehnt viel getan. Aber trotz genereller Verbesserungen bleiben die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern bestehen.
Kinderbetreuung zu nutzen ist selbstverständlich geworden als eine Möglichkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren. Zunehmend setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass es nicht nur um Betreuung, sondern um elementare Bildung geht. Diese erhöhte Akzeptanz spiegelt sich auch in der quantitativen Entwicklung wider: Das Angebot an vorschulischen Betreuungsplätzen hat sich in der Zeit von 2003/04 auf 2013/04 dramatisch verbessert, wie die Kindertagesheimstatistik zeigt. Dennoch ist eine österreichweite Bedarfsdeckung noch lange nicht erreicht. Vor allem bei Unter-3-Jährigen, aber auch bei den Öffnungszeiten im Kindergartenbereich gibt es noch viel zu tun.
Hohe Dynamik, große Unterschiede zwischen den Bundesländern
Bei den Unter-3-Jährigen gab in den letzten zehn Jahren eine extrem positive Entwicklung: Seit 2003/04 hat sich die Zahl der betreuten Kinder von 20.000 auf 55.000 fast verdreifacht. Das Gleiche gilt für die Betreuungsquote, die durch diesen Ausbau in den Kindertagesheimen von 8,5 auf 23 % stark angewachsen ist.
Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind allerdings dramatisch (siehe Grafik 1). Wien verzeichnet mit einer Quote von 40 % österreichweit einen absoluten Spitzenwert und liegt damit deutlich über der Barcelona-Marke von 33 %. Für das Burgenland rückt dieses Ziel mit aktuell 31 % in greifbare Nähe. Im Gegensatz dazu ist die Situation in der Steiermark und OÖ trist mit Werten von 12 % bzw. 13 %. Auch in Salzburg und Kärnten mit jeweils rund 18 % bleibt noch viel zu tun. Es zeigt sich also deutlich, dass das jeweilige regionale Engagement sichtbare Auswirkung auf die Betreuungssituation hat.
Grafik 1. Entwicklung Kleinkindplätze nach Betreuungsquoten und Bundesländern