ArbeitnehmerInnen werden regelmäßig vonseiten der Wirtschaft dazu angehalten, sich neue Kompetenzen anzueignen, um im Wettkampf mit digitalen Technologien Schritt halten zu können. Jedoch sind diese „neuen“ digitalen Kompetenzen entlang der üblichen Dimensionen sozialer Ungleichheit ungleich verteilt. So entsteht eine Form der digitalen Ungleichheit, die alte Ungleichheitsmuster reproduziert. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass digitale Kompetenz auch durch Learning by Doing erworben wird. Der Kampf gegen digitale Ungleichheit kann also nicht ausschließlich über formelle Bildungsinitiativen gewonnen werden, sondern muss an der Wurzel der sozialen Ungleichheit ansetzen.
Von der digitalen Kluft zur digitalen Ungleichheit
Debatten rund um die voranschreitende Digitalisierung des Arbeitsmarkts kreisen gerne darum, dass diese Chancen und Risiken birgt. Das Problem jedoch ist: Die Chancen und Risiken sind ungleich verteilt. Ein wesentlicher Aspekt ist der ungleiche Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) entlang der Dimensionen sozialer Ungleichheit (Geschlecht, Alter, Bildung etc.), der seit den 90er-Jahren unter dem Begriff digitale Kluft oder auch „first level divide“ erforscht wird. Ein weiterer Aspekt ist die unterschiedliche IKT-Nutzung nach soziodemografischen Merkmalen – die sogenannte digitale Ungleichheit oder auch der „second level divide“. Während die digitale Kluft mit der zunehmenden Verbreitung von IKT weiter in den Hintergrund der Öffentlichkeit rückt, verschiebt sich der Fokus vermehrt auf die digitale Ungleichheit in der Bevölkerung, der meist mit der Förderung von digitalen Kompetenzen entgegengewirkt werden soll. Dafür benötigt man jedoch Kenntnisse über die Verteilung digitaler Kompetenzen.
Soziale Herkunft und digitale Ungleichheit in Österreich
Um die digitale Kompetenz der erwerbsfähigen Bevölkerung in Österreich zu vergleichen, verwenden wir repräsentative OECD-Daten, die 2011/12 erhoben wurden. Dazu fokussieren wir auf die Testvariable „Technologiebasiertes Problemlösen“ (PSTRE). Aufgaben, die im Rahmen des Tests gestellt werden umfassen beispielsweise das Sortieren und Versenden von E-Mails, die Bearbeitung virtueller Formulare oder die Beurteilung des Informationsgehalts sowie der Vertrauenswürdigkeit von Internetseiten.