Für viele Arbeitnehmer/-innen ist es ganz normal, krank zur Arbeit zu gehen. Dabei sind die Folgen für Beschäftigte und Unternehmen dramatisch, wie der Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt. Neue Ansätze bei der Information und im Umgang mit Krankenständen sind nötig, um ein Umdenken zu erwirken.
In unserer Gesellschaft gehört es offensichtlich immer noch zum guten Ton, trotz Krankheit arbeiten zu gehen. Rund ein Drittel der unselbstständig Beschäftigten gibt an, trotz Krankheit arbeiten zu gehen. Dieser Anteil ist seit 2013 ziemlich konstant. 2008 und in den Jahren der Wirtschaftskrise 2009 bis 2012 waren es sogar noch bis zu 45 Prozent der Beschäftigten. Die Anzahl der Tage, die im letzten halben Jahr krank gearbeitet wurden, hat sich von 4,4 im ersten Arbeitsgesundheitsmonitor 2008 auf 2,3 im ersten Halbjahr 2017 fast halbiert.
Kaum Fälle in der Gastronomie und in der Sicherheitsbranche
Besonders häufig krank zur Arbeit gegangen sind Regalbetreuer/-innen, Lagerarbeiter/-innen und Lageristen/-innen sowie Natur- und Sozialwisschafter/-innen.
Am seltensten sind Köche/-innen, Kellner/-innen, Polizisten/-innen und Soldaten/-innen trotz Krankheit am Arbeitsplatz. Bei letzteren wirken offenbar das hohe Ansteckungsrisiko im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln und die Sicherheitsbedenken, etwa im Umgang mit Waffen und schwerem Gerät, abschreckend.
Arbeitsverdichtung fördert Präsentismus
Dabei ist weniger Angst vor Konsequenzen der Grund für Präsentismus – nur jede/-r Sechste nennt diese als Anlass. Viel häufiger genannt werden das Pflichtgefühl gegenüber den Kollegen/-innen und dass die Arbeit sonst nicht erledigt würde. Die Verdichtung der Arbeit in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat dazu geführt, dass kaum noch Vertretungen und Verzögerungen möglich sind. Nicht nur die gesetzliche Grundlage, sondern auch die Einstellung in den Betrieben hat großen Einfluss auf das Verhalten der Personen.