Bauberufe, Metall- und Elektroberufe oder Tourismus – das sind die Lehrberufsgruppen, für die sich besonders viele Jugendliche ganz bewusst entscheiden. Eine Sonderauswertung des vierten Lehrlingsmonitors von AK, ÖGJ und ÖGB hat gezeigt, dass gerade in diesen drei Lehrberufsgruppen zwischen 34 Prozent und 38 Prozent der Jugendlichen ihren Wunschberuf gefunden haben. Im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt von 31 Prozent sehr gute Werte. Nur unterdurchschnittlich schneiden im Vergleich die Büroberufe ab (26 Prozent), während Lehrberufe im Handel und Verkehr nur für 17 Prozent der Befragten auch den Wunschlehrberuf darstellen.
Gefragt nach dem Wunsch, im erlernten Beruf nach Ende der Ausbildung zu verbleiben, zeigt sich allerdings ein anderes Bild. Mit rund 80 Prozent, die verbleiben wollen, haben Bauberufe, Metall- und Elektroberufe sowie Büroberufe klar die Nase vorne. Im Handel und Verkehr sind es nur 64 Prozent, im Tourismus (trotz hoher Wunschberufswerte) nur 72 Prozent. Damit liegen sie deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt von 76 Prozent. Die Gründe, warum fertig ausgebildete Lehrlinge gerade aus der Tourismusbranche vergrault werden, sind vielfältig und zeigen eine Menge hausgemachter Probleme.
Intrinsische Motivation wird ausgetrieben
Niedrige Bezahlung, Überstunden, Saisonarbeit – das sind Arbeitsbedingungen im Tourismus, welche Jugendlichen schon vor der Wahl ihres Lehrberufs bekannt sind und viele davon abhalten, sich überhaupt für eine Lehre in diesem Bereich zu entscheiden. Dementsprechend gibt es bei den Tourismus-Lehrberufen seit Jahrzehnten einen massiven Überhang an offenen Lehrstellen. Übrig bleiben jene Jugendlichen, für die Koch/Köchin oder Hotel- und Gastgewerbeassistent/in den Traumberuf darstellen. Leider wird die hohe intrinsische Motivation der Lehrlinge durch die schlechten Arbeitsbedingungen in den Ausbildungsbetrieben ausgetrieben.
So berichten fast drei von vier Lehrlingen im Fremdenverkehr von Problemen, die sie in der Ausbildung belastet haben. Ähnlich hoch sind die Zahlen im Handel und Verkehr. Im Vergleich dazu geht es den Lehrlingen in den Bauberufen sowie Metall- und Elektroberufen sehr gut, und nur wenige berichten von ernsten Problemen.