Im letzten Jahrzehnt konnte durch Zusammenarbeit von Sozialpartnern und Bundesregierung der EU-weit dominierende Trend der Deregulierungen und Privatisierungen in Österreich zum Teil umgekehrt werden. Bemerkenswert, da sich Österreichs Wirtschaftspolitik damit von jener der vorhergegangenen drei Jahrzehnte und jener der übrigen EU Staaten unterschieden hat. Ob erreichte Verbesserungen bewahrt werden können, wird von der Einigkeit der Sozialpartner und dem Druck der Öffentlichkeit abhängen.
Global betrachtet hat sich der dominierende Trend der Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung seit der globalen Wirtschaftskrise 2008 verschärft. Unter dem Paradigma der Wettbewerbsfähigkeit bestand ein grundsätzliches Ziel in der Implementierung von Reformen, um neo-korporatistische Praktiken durch Marktmechanismen zu ersetzen. Als Teil dieser Entwicklung wurde österreichs Wirtschaft seit den 1980er Jahren schrittweise liberalisiert; mit verstärkten Deregulierungs- und Privatisierungsmaßnahmen in den frühen 2000ern. Unter dem Vorwand des schlanken Staats wurden zahlreiche ÖIAG Beteiligungen, wie etwa an der Telekom Austria, der PSK, der Austria Tabak oder der Voestalpine privatisiert, ohne auf die langfristigen Kosten durch die entgangenen Erträge zu achten. Dass es dabei zu einer Bereicherung ausgewählter privater Interessen gegenüber der Öffentlichkeit kam, zeigt nicht zuletzt der aktuelle BUWOG Prozess. Gleichzeitig hat die Gewerkschaftsdichte über die letzten Jahrzehnte in keinem anderen westeuropäischen Land so sehr abgenommen wie in Österreich. Während beispielsweise Thatcher in Großbritannien mit aller Kraft versuchte die Gewerkschaften zu zerschlagen, nahm zur selben Zeit in Österreich die Mitgliederdichte – obwohl häufig übersehen – ähnlich rasant ab.
Abbildung: Mitgliederdichte der Gewerkschaften in den EU15 Ländern