Jede Geburt ist einzigartig – und Schwerstarbeit, sowohl für Mutter und Kind als auch für die Hebammen. Sie begleiten und betreuen schwangere Frauen, deren Partner/-innen sowie die Neugeborenen von der Geburtsvorbereitung bis zur Nachsorge und ermöglichen einen guten Start ins Leben. Hebamme zu sein wird von den Berufsangehörigen als schöner und sinnstiftender Beruf beschrieben. Gleichzeitig liegt aber auch der Beruf in den Geburtswehen. Österreichweit sind derzeit zu wenige Hebammen verfügbar, die Arbeitsbelastungen steigen und die Aufgaben werden mehr. Evidenzbasierte Arbeitsbewertungen und Personalberechnungsinstrumente sind kaum vorhanden. Es braucht daher echte und rasche Reformschritte – das Gesundheitsministerium und die Länder sind gefordert.
Arbeit einer Hebamme ist mehr als Geburtsbegleitung
Hebammen werden in einem Spezialgebiet ausgebildet. Dies ermöglicht einen ganzheitlichen und umfassenden Überblick über das Thema Frauengesundheit und Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett sowie Neugeborene und Säuglinge. Eine Hebamme ist daher nicht nur für ein Teilgebiet, sondern für alle Arbeiten rund um die Geburt einsetzbar. Derzeit arbeiten Hebammen – auch, weil es zu wenige Hebammen gibt – in Krankenhäusern hauptsächlich im Kreißzimmer. Da Hebammen auch laut Gesetz eine Geburt eigenständig und eigenverantwortlich betreuen dürfen, können und dürfen sie dort die komplette Betreuung der Frau während einer Geburt ohne Beiziehung einer Ärztin/eines Arztes übernehmen.
Wie werde ich Hebamme?
Die Ausbildung von Hebammen erfolgt in Österreich seit 2006 im Rahmen eines dreijährigen Bachelor-Studiums an einer von derzeit sieben Fachhochschulen. Die meisten dieser FHs bieten pro Jahrgang 20 bis 25 Studienplätze an, FH Campus Wien bietet 30 Plätze und FH Gesundheitsberufe Oberösterreich 64 Plätze (Stand 2019). Die Ausbildungskapazität wurde in den letzten Jahren gesteigert, aber es starten noch immer nicht alle FHs jedes Jahr einen Kurs. Es gäbe zwar ausreichend Bewerbungen um die Ausbildung – im Schnitt kommen auf jeden Ausbildungsplatz rund zehn Bewerbungen, wie eine IHS-Studie (gefördert durch die Landesgeschäftsstelle Wien – Österreichisches Hebammengremium) ausweist. Der Engpass ist vielmehr, dass auch genügend Praktikumsplätze für die praktische Ausbildung gewährleistet sein müssen.
Hebammen in Österreich – Zahlen und Entwicklungen
Im Jahr 2019 praktizierten in Österreich 2.451 Hebammen, das entspricht rund 28 Hebammen je 1.000 Lebendgeburten. Bis auf einzelne Ausnahmen arbeiten in Österreich ausschließlich Frauen. Im internationalen Vergleich liegt Österreich bei der Zahl der Hebammen deutlich zurück: Im Durchschnitt derjenigen europäischen Länder, für die die OECD Daten ausweist, stehen je 1.000 Lebendgeburten 37 Hebammen zur Verfügung.