Die andauernde politische Debatte in der Steiermark rund um die Gemeindestrukturreform zeigt einmal mehr die Aktualität dieses Themas. Politische Vorgaben – wie beispielsweise der Stabilitätspakt 2012 – aber auch die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen die österreichischen Kommunen vor immer größer werdende Herausforderungen.
Das in der Bundesverfassung verankerte Prinzip der Gemeindeautonomie ist in zunehmenden Maß gefährdet. Grundsätzlich versteht man unter Gemeindeautonomie das Recht auf Regelung der Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft in eigener Verantwortung.
Um das Ziel einer effizienten und wirkungsvollen Leistungserbringung durch die Gebietskörperschaft „Gemeinde“ zu erreichen, sind die politische und insbesondere die finanzpolitische Autonomie entscheidend. Die wichtigen Faktoren in diesem Zusammenhang sind die Ausgaben- und Einnahmenautonomie.
Aktuell wird nicht nur in Österreich, sondern auch im europäischen Ausland über die geeignete Gemeindegröße diskutiert. In Deutschland, der Schweiz und Österreich geht der Diskurs insbesondere in Richtung Mindestgrößen und in Richtung Zusammenarbeit bzw. Zusammenschluss von Gemeinden.
Im Wesentlichen kann man zwischen Zusammenschluss im engeren Sinn (zwei ähnlich große Gemeinden), einer Eingemeindung (eine Gemeinde geht in der anderen auf) und Kooperation zwischen Gemeinden in Teilbereichen unterscheiden.
Kommt es zu Zusammenschlüssen oder zu Eingemeindungen, so kann zwischen freiwilliger Fusionierung und Zwangsfusionierung unterschieden werden. Wie die Empirie zeigt, ist die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Fusionierung bei freiwilligen Zusammenschlüssen deutlich höher. Wichtig ist, dass die Fusionsvorteile mögliche Nachteile in beiden Gemeinden kompensieren. Da es bis auf die Statutarstädte keine „Bestandsgarantie“ von Gemeinden gibt, kann auch bspw. die Gebietskörperschaft „Land“ Gemeindezusammenschlüsse anordnen (siehe Steiermark).
Eine relativ kleinräumige Gemeindestruktur in Österreich
Österreich weist eine besonders kleinteilige Gemeindestruktur auf. 91 % der österreichischen Gemeinden haben weniger als 5.000 Einwohner. In den meisten europäischen Staaten ist dieser Prozentsatz geringer. Einzig Frankreich liegt hier noch vor Österreich (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern (in Prozent aller Gemeinden)