Angesichts der krisenhaften Entwicklung seit 2009 und des damit verbundenen Anstieges der Arbeitslosigkeit wird in der EU wieder vermehrt über die Einführung einer europäischen Arbeitslosenversicherung (EURO-ALV) diskutiert. Diese könnte dann positive wirtschaftliche Effekte haben, wenn sie klug umgesetzt wird, d. h. sie müsste die folgenden Bedingungen erfüllen: Erstens müssten mit der Einführung dieser EURO-ALV deutlich konjunkturstabilisierende Wirkungen verbunden sein, was nichts anderes bedeuten würde als ein deutlich höheres Wachstum für den EURO-Raum insgesamt. Zweitens darf diese Versicherung zu keinen permanenten Transfers von Ländern mit niedriger zu Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit führen (denn dafür sind Strukturfonds da). Und Drittens muss verhindert werden, dass die Finanzminister in Europa die Einführung einer EURO-ALV zum Anlass nehmen für weitere Einsparungen bei den Arbeitslosen und damit ein „race to the bottom“ losgetreten wird. Eine Variante, bei der diese Versicherung durch nationale ALV-Beiträge finanziert werden würde, erfüllt diese Bedingungen nicht. Werden hingegen andere Finanzierungsquellen wie beispielsweise eine Finanztransaktions-, eine Kerosin- oder eine CO2-Steuer herangezogen, so ließen sich zumindest die ersten beiden Ziele erreichen.
Unzureichende Begründung für einen Stabilisierungsmechanismus
In einer Währungsunion mit einheitlicher Geldpolitik kann die Zentralbank nur auf durchschnittliche, nicht jedoch auf länderspezifische Entwicklungen reagieren. Daher werden auf europäischer Ebene schon seit längerem zusätzliche automatische Stabilisatoren diskutiert, um Länder, die von besonderen negativen Entwicklungen (so genannten „asymmetrischen Schocks“) betroffen sind, zu unterstützen. Wie die Abbildung unten zeigt, weichen die Wachstumsraten in der Währungsunion nach wie vor stark voneinander ab. Ein europäischer Konjunkturzyklus bildet sich offensichtlich nicht heraus (Breuss 2009). Andererseits wird deutlich, dass es bis zur Krise zu einer gewissen Konvergenz kam. Im Jahr 2009 verzeichneten alle Länder negative Wachstumsraten („symmetrischer Schock“), dieser Einbruch hatte allerdings sehr ungleiche Auswirkungen, insbesondere auf die Arbeitslosigkeit. Diese Entwicklung in der Vergangenheit kann daher nur bedingt zur Begründung einer EURO-ALV herangezogen werden, weil die entscheidende Voraussetzung (d.h. Vorherrschen von asymmetrische Schocks) fehlt.
Symmetrische oder asymmetrische Schocks im Euroraum (EURO-12)?