Im Auftrag der AK untersuchte das WIFO, wie sich technische Innovationen auf die Beschäftigung auswirken. Das Ergebnis: Die in der Studie hochgerechneten Beschäftigungseffekte für die untersuchten Innovationen im Zeitraum 2004 bis 2006 ergeben, dass diese in den beiden Folgejahren für über ein Drittel des gesamten damaligen Beschäftigungszuwachses in Österreich verantwortlich waren. Netto wurden jährlich 19.000 Arbeitsplätze geschaffen – überwiegend durch Prozess- bzw. Produktinnovationen. Damit wird deutlich, dass das Angebot innovativer und qualitativ hochwertiger Produkte und Dienstleistungen und keine rein kostenorientierte Strategie, die auf Massenproduktion und Lohndruck abzielt, für Österreichs Wirtschaft am erfolgversprechendsten ist. Eine aktivere Innovationspolitik, Verbesserungen im Bildungssystem und die Einbindung der Belegschaft sind daher gefordert, um mehr Beschäftigung durch Innovation zu schaffen.
Grundlage für die vom WIFO im Auftrag der AK erstellte Studie bildete eine Erhebung technischer Innovationen im Zeitraum 2004-2006. Untersucht wurde die Wirkung von Produkt-, Dienstleistungs- und Prozess-/Verfahrensinnovationen sowie Marktneuheiten auf das dadurch ausgelöste Beschäftigungswachstum in den Folgejahren (2006-2008) von österreichischen Unternehmen in der Sachgütererzeugung und im Dienstleistungsbereich.
Innovation ist mehr als nur Forschung und Entwicklung (F&E)
Viele Studien beziehen sich auf den viel engeren F&E-Begriff und lassen daher die Auswirkungen mancher erfolgreicher Innovationen unberücksichtigt. Die empirische Analyse basiert auf einer erstmaligen Verknüpfung der Daten von 3.150 Unternehmen in der Europäischen Innovationserhebung (CIS) mit der Leistungs- und Strukturstatistik.
Es ist die erste Studie, die Beschäftigungseffekte von Innovationen nach Abschluss ihrer erfolgreichen Einführung untersucht und nicht während ihrer Einführung. Es ist auch die erste Studie in Österreich, die erstens zwischen Produkt- und Dienstleistungsinnovationen unterscheidet und dabei die Beschäftigungseffekte von Innovationen für Unternehmensgruppen mit unterschiedlichem Beschäftigungswachstum untersucht (schnell wachsend, durchschnittlich wachsend, schrumpfend).
Die Analyse bezieht sich allerdings auf den Zeitraum vor der Finanz- und Wirtschaftskrise, sodass eine Untersuchung für den Zeitraum nach 2008 möglicherweise andere Resultate bringen würde. Einschränkend ist weiters anzumerken, dass Innovation nur eines von mehreren Faktoren ist, welches das Unternehmenswachstum und die Beschäftigungsentwicklung bestimmt.
Beschäftigungswachstum bei innovativen Unternehmen stärker
Unternehmen, die neue oder verbesserte Produkte erfolgreich eingeführt haben, weisen in den zwei Jahren danach ein um durchschnittlich 1,7 Prozentpunkte pro Jahr höheres Beschäftigungswachstum auf als Nicht-Innovatoren.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass Prozessinnovationen Arbeitsplätze „wegrationalisieren“, zeigt sich in der Studie, dass Prozessinnovationen das Beschäftigungswachstum um 1,2 Prozentpunkte pro Jahr verstärken. Die arbeitssparenden direkten Effekte werden je nach Wettbewerbssituation durch die Produktivitätssteigerung (Folge: niedrigere Preise, höherer Absatz und damit mehr Beschäftigung) überkompensiert.
Dienstleistungsinnovationen haben hingegen nur sehr geringe Beschäftigungseffekte. Eine Begründung dafür ist nicht einfach, da der Dienstleistungssektor sehr heterogen ist.
Die Einführung von Marktneuheiten bringt ein Plus bei der Beschäftigung von 1,2 Prozentpunkten gegenüber Nicht-Innovatoren.
Abbildung: Beschäftigungsvorsprung von technischen Innovationen gegenüber Nicht-Innovatoren (in %) – bei konstanter Firmengröße