Der Bericht der Generaldirektion Beschäftigung und Soziales über die Entwicklung der Beschäftigung und der sozialen Situation in der EU legt die enormen sozialen Probleme, denen sie sich die neu gewählten europäischen Institutionen stellen müssen, schonungslos offen. Es gäbe Anzeichen, schreibt die Kommission, dass das eigentliche Ziel der EU, wonach alle Menschen in der EU von der Union profitieren, und sich deren Lebensbedingungen verbessern sollten, verfehlt wird.
Soziale Situation in Europa verschärft sich
Die Arbeitslosigkeit lag in der EU 28 im Mai bei 10,3%. Damit waren mehr als 25 Millionen Personen ohne Arbeit. Am höchsten ist die Arbeitslosigkeit dabei nach wie vor in Griechenland und Spanien mit über 25%. Dazu kommt noch die verdeckte bzw. versteckte Arbeitslosigkeit: wenn Menschen beispielsweise mehr Stunden arbeiten wollen, als sie tatsächlich beschäftigt sind (unfreiwillige Teilzeit). Oder wenn potenzielle Arbeitskräfte nicht in den Arbeitslosenstatistiken aufscheinen, obwohl sie durchaus Arbeit suchen (stille Reserve). Werden diese Faktoren inkludiert, so ist die Arbeitslosigkeit laut EU Kommission noch um 40% höher. Die Jugendarbeitslosigkeit ist nach wie vor exorbitant hoch. Ausgehend von 15% vor dem Finanzcrash ist sie in der EU 28 seit geraumer Zeit auf über 23% angestiegen. In einzelnen Staaten liegt sie über 50%.
Die Massenarbeitslosigkeit in der EU führt zu weiteren sozialen Problemen. Aufgrund des dadurch verursachten Lohndrucks wächst auch die Zahl der Working Poor, also jener Menschen, die von ihrem Einkommen nicht leben können. Die Europäische Kommission beziffert die Gruppe bereits mit 9,3% aller Beschäftigten Ende 2012. Auch steigt mit Dauer der Krise die Langzeitarbeitslosigkeit, die mit 5% schon fast die Hälfte der Arbeitslosenrate ausmacht und mit steigenden Armutsraten einhergeht. Die Armutsgefährdungsrate beträgt in der EU28 25%, was nichts anderes bedeutet, als dass innerhalb der Europäischen Union über 125 Millionen Menschen unter Einkommensarmut leiden, was auch ihre gesellschaftliche Teilhabe einschränkt. Und das, obwohl eines der Hauptziele EU 2020 Strategie, der politischen Agenda der EU, die Reduktion der Armut zum Ziel hat. Dieses Ziel wird verfehlt, die Armut steigt, doch darüber wird wenig gesprochen und geschrieben.
Insgesamt haben die Krise und auch die Krisenbewältigungsstrategien dazu geführt, dass die sozial Schwächeren stärker unter der Krise zu leiden hatten. Besonders verschlechtert haben sich die Lebensbedingungen in Estland, Italien, Griechenland, Irland und Spanien, allesamt in der Eurozone. Auch hat sich in Griechenland, Irland und Spanien die Anzahl der Haushalte verdoppelt, die ganz ohne Einkommen sind.
Ungleichheit zwischen den Mitgliedstaaten wächst
Aber die Ungleichheit wächst nicht nur innerhalb der Gesellschaften, auch die ökonomischen Unterschiede zwischen den reicheren und ärmeren EU Staaten sind größer geworden, besonders in der Eurozone.
BIP pro Kopf (Eurozone-12 = 100%) in reicheren und ärmeren EU Regionen