Sonn- und feiertags frei!

28. November 2022

2021 mussten in Österreich 444.000 Menschen regelmäßig sonntags arbeiten. Zum Jahresende droht wieder ein Öffnen der Geschäfte am (Advent-)Sonntag oder Feiertag. Arbeiten am Sonntag muss auf ein notwendiges Maß beschränkt und die Ausnahme bleiben. Der freie Sonntag ist eine unverzichtbare Begrenzung der Erwerbsarbeit. Das ist die Basis für die gesellschaftlich wichtige gemeinsame freie Zeit. Zum Erhalt des freien Sonntags bestehen Allianzen in der EU und auch in Österreich. Oberösterreichs Allianz feiert 25 Jahre.

Mehr als jede/r Zehnte muss sonntags arbeiten

Gemeinsame freie Zeit am Sonntag ist ohnehin schon schwierig, da viele Beschäftigte (Krankenhaus, öffentlicher Verkehr, am Hochofen, Gastronomie, Kulturbereich etc.) am Wochenende arbeiten müssen. 2021 musste bundesweit mehr als ein Zehntel (11,7 Prozent) der Arbeitnehmer:innen regelmäßig am Sonntag arbeiten. Das sind rund 444.000 Menschen. Die höchsten Beschäftigtenanteile mit Sonntagsarbeit gibt es im tourismusstarken Tirol, die niedrigsten im industriell geprägten Vorarlberg. Für viele andere endet ihre Arbeitswoche auch erst samstags am Nachmittag oder Abend, denn mehr als eine dreiviertel Million Menschen (770.700 Arbeitnehmer:innen) sind von regelmäßiger Samstagsarbeit betroffen – das ist rund ein Fünftel!

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Rückschritt Arbeitszeitgesetz 2018

Mit den ab 1. September 2018 in Kraft tretenden Änderungen des Arbeitszeitgesetzes (12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche) wurde auch die Wochenend- und Feiertagsruhe durchlöchert: Zusätzlich zu den ohnedies bestehenden Möglichkeiten können Unternehmen in allen Branchen ihre Beschäftigten viermal pro Jahr an Sonn- und Feiertagen arbeiten lassen (per Betriebsvereinbarung). Vor Abschluss einer dahingehenden Betriebsvereinbarung sollten Betriebsrät:innen AK und Gewerkschaft zurate ziehen! Zudem gibt es immer wieder Vorstöße zur Ausdehnung von Sondergenehmigungen, wenn es um eine Sonntagsöffnung bei Großevents oder während der Adventszeit geht. Landeshauptleute können Ausnahmen von der Öffnungszeitenregelung verordnen, etwa in Tourismusregionen oder in bestimmten Ausnahmesituationen.

Generell verkaufsoffener Sonntag schadet vielen und nützt wenigen

Niemand kauft mehr ein, weil sonntags geöffnet ist. Viele (kleinere) Händler:innen könnten sich das Öffnen am Sonntag ja gar nicht leisten. Sonntags geöffnet zu haben bedeutet, dass sich Gewinne verschieben. Und nicht zuletzt: Weder die Bevölkerung noch die Arbeitnehmer:innen wollen, dass am Sonntag gearbeitet werden muss. Handelsangestellte lehnen Sonntagsarbeit zu 90 Prozent ab.

Kaum Auskommen mit dem Einkommen

In den Branchen mit hohen Anteilen an Sonntags- bzw. Wochenendarbeit ist die Belastung für die Beschäftigten sehr hoch. So ist in der Gastronomie die Arbeitszufriedenheit durchwegs geringer als in anderen Berufen, am stärksten in Bezug auf die Arbeitszeitregelungen. Im Handel ist die Arbeitszufriedenheit gesunken und die Belastungen sind gestiegen. Trotz hoher Belastungen ist die Entlohnung gering. Besorgniserregend ist, dass aktuell fast zwei Drittel (65 Prozent) der im Tourismus und im Handel Beschäftigten mit ihrem gesamten Einkommen gerade oder gar nicht auskommen.

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Allianzen

Zur Abwehr von Angriffen auf den freien Sonntag haben sich Allianzen gebildet: 2011 die europäische Sonntagsallianz, 2001 die in Österreich. Die oberösterreichische Allianz wurde noch früher (am 27. November 1997) gegründet und feierte heuer ihr 25-jähriges Bestehen. Durch Allianzprotestaktionen konnte etwa eine allgemeine Spar-Sonntagsöffnung am Linzer Bahnhof im Jahr 2004 verhindert werden. Es ist gelungen, die Öffnung auf 80 Quadratmeter Verkaufsfläche und Einschränkungen beim Sortiment zu begrenzen.

Keine Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit der Menschen im Arbeitsprozess

Ohne Sonntage gäbe es nur noch Werktage. Daher darf der Sonntag nicht zum Berufsalltag werden! Wer an Sonn- und Feiertagen für unsere Grundversorgung arbeiten muss, muss auch künftig durch höhere Bewertung dieser Arbeitszeiten entlohnt werden. Durch Zuschläge, aber auch kürzere Arbeitszeit und mehr Freizeit. Und: Handelsbeschäftigte sind – auch in der Vorweihnachtszeit – kein Schnäppchen und haben sich mehr verdient.

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