Eine der ersten Maßnahmen der Regierung ist die Einführung eines sogenannten Familienbonus. Welche Auswirkungen dieser auf die Verteilungssituation, die Geschlechterverhältnisse und die Armutsgefährdung hat, wird im Folgenden auf Basis von Berechnungen des European Centre for Social Welfare Policy and Research gezeigt.
Auswirkungen auf Staatshausalt und Abgabenquote
Budgetär führt der Familienbonus zu einer Reduktion des Aufkommens der Einkommenssteuer um insgesamt rund 1,5 Mrd. Euro. Die Auswirkungen des Familienbonus auf die Abgabenquote sind davon abhängig, welche bestehenden Familienleistungen zur Gegenfinanzierung abgeschafft werden. Streicht die Regierung den Kinderabsetzbetrag ersatzlos, führt dies zu einer um 0,40 Prozentpunkte niedrigeren Abgabenquote im Vergleich zum Status Quo. Sofern der Kinderabsetzbetrag zur bestehenden Familienbeihilfe hinzugerechnet wird, ergeben sich nur geringe Änderungen der Abgabenquote.
Auswirkungen auf die Geschlechter
Von der Reduktion profitieren zum überwiegenden Teil Männer – ihnen kommen 2 von 3 ersparten Euro zu Gute. Wesentlicher Grund sind die deutlich niedrigeren Fraueneinkommen, die zu niedrigeren Steuerzahlungen im Bereich der Einkommensteuer führen. Würden die 1,5 Milliarden Euro an Einkommensteueraufkommen, die der öffentlichen Hand durch den Familienbonus entzogen werden stattdessen für einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen genutzt werden, würden auch jene Eltern profitieren, deren Einkommen zu gering ist, um den Familienbonus beanspruchen zu können.
Auswirkungen auf Verteilung
Gerade jene Menschen mit den kleinsten Einkommen können vom Familienbonus nicht profitieren. Daraus resultiert, dass der Anteil jener 20 Prozent der Menschen mit den niedrigsten Einkommen am Gesamteinkommen durch den Familienbonus leicht sinkt. Der Familienbonus begünstigt vor allem mittlere Einkommen. Geringe Verluste ergeben sich für die obersten 20 Prozent der Einkommensverteilung.
Auswirkungen auf Armut
Der Familienbonus leistet keinen Beitrag zur Verringerung der Armut in Österreich. Im Gegenteil, der Abstand zum Durchschnittseinkommen steigt für armutsgefährdete und Menschen mit erheblichen materiellen Benachteiligungen leicht an. Materiell benachteiligt bedeutet, dass man sich Dinge wie etwa eine Woche Urlaub pro Jahr oder eine ausreichende Beheizung der Wohnung nicht leisten kann. Der Grund liegt darin, dass armutsgefährdete und materiell benachteiligte im Durchschnitt mit rund 30 Euro netto pro Jahr weniger als halb so viel vom Familienbonus profitieren, wie Menschen ohne Armutsgefährdung und materielle Benachteiligung.