In Deutschland scheint die Abwrackprämie für Benziner und Diesel passé. In Österreich wird sie noch diskutiert und gefordert– auch wenn es Kritik hagelt und ÖkonomInnen sich an den Kopf greifen. Warum eigentlich?
„Ich verstehe nicht, warum man die Verschrottungsprämie fordert“, sagte unlängst der Chef des Autozulieferers Polytec, Markus Huemer, in einem Interview. „Aus österreichischer Sicht sind Kaufanreize für Autos, die in Deutschland oder sonst wo gebaut werden, kompletter Blödsinn. Das wäre Verschwendung von Steuergeld.“ Die Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung weist darauf hin, dass eine „Kaufprämie für Autos ökologisch und ökonomisch unsinnig und sozial ungerecht ist“.
Verschrottungsprämie ist aus Klimasicht kontraproduktiv
Ganz prinzipiell stellt sich die Frage, weshalb der Autoindustrie aktuell eine Sonderbehandlung zukommen sollte, obwohl andere, nicht minder relevante Wirtschaftsbereiche (etwa Tourismus, Kunst und Kultur, öffentlicher Verkehr) von der COVID-19-Krise sehr hart getroffen wurden. Schuh- oder Kleidungsgeschäfte finanzieren ihre Rabatte selbst, auch wenn ihre Gewinnreserven bei Weitem nicht so umfangreich sind wie jene der Autokonzerne. Nach Milliardengewinnen im Jahr 2019 erzielte zum Beispiel VW im ersten Quartal 2020 – trotz Corona-Krise – einen Reingewinn von 517 Millionen Euro.
Die Bezeichnung als „Ökoprämie“ ist irreführend. Die Argumentation beruht darauf, dass neuere Autos im Betrieb weniger CO2 ausstoßen würden. Leider stimmt das nur auf dem Papier – denn der reale CO2-Ausstoß beim Fahren auf der Straße ist deutlich höher. Betrug die Abweichung zwischen Theorie und Praxis im Jahr 2000 noch 7 Prozent, waren es 2016 rund 39 Prozent. Dazu kommt der allgemeine Trend zu größeren, schwereren und stärker motorisierten Autos. Insgesamt ist der reale CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte somit nur rund 4 Prozent niedriger als im Jahr 2000. Ein wesentlicher Punkt wird in der Debatte zudem oft ausgeblendet: Bereits die Herstellung eines Pkws verursacht in etwa so viel Treibhausgas-Emissionen wie 30.000 gefahrene Kilometer im Betrieb.