Angesichte der omnipräsenten Spar-Apelle scheint es an der Zeit einige Begriffsklärungen zum Thema Sparen und Verschulden vorzunehmen. Vor allem aber gilt es klarzustellen: Es ist fatal wenn alle Geld zur Seite legen wollen und niemand etwas sinnvolles damit tut.
Nach Meinung mancher ÖkonomInnen besteht Sparen darin Güter für die spätere Verwendung oder den späteren Konsum herzustellen und aufzubewahren. Das klassische Beispiel ist das Getreide, welches man heuer nicht konsumiert, sondern als Saatgut im nächsten Zyklus wieder anbaut um die neue Ernte zu produzieren.
In der Ökonomie und auch in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist Sparen auch definiert als Konsumverzicht. Das Ersparte ergibt sich, wenn man vom Einkommen das abzieht was man konsumiert hat. Durchaus passend zum Alltagsverständnis, wird jener Einkommensteil als erspart bezeichnet der am Ende des Monats noch übrig ist.
Sparen ist Konsumverzicht in der Gegenwart …
Umgekehrt wird das Verwenden eines Teils der Ernte als Saatgut für die Produktion im nächsten Jahr als Investition bezeichnet, denn als Investition gilt jede Güterverwendung, die nicht dem heutigen Konsum sondern der künftigen Produktion dient. In der SelbstversorgerInnenwirtschaft war dann auch, (zumindest so die vereinfachte Vorstellung), gesichert, dass Sparen und Investieren immer gleich hoch sind, denn wer würde schon hungrig zu Bett gehen wenn er das Saatgut nicht für die nächste Aussaat bräuchte.
… aber nicht automatisch eine Investition in die Zukunft
Im Gegensatz zur einfachen SelbstversorgerInnenwirtschaft ist es allerdings in einer modernen Geldwirtschaft nicht so, dass dieses Ersparte automatisch in der nächsten Periode wieder sinnvoll für die Produktion neuer Güter eingesetzt werden muss. Sparen in einer arbeitsteiligen Wirtschaft heißt zunächst nur Konsumverzicht bzw. weniger Nachfrage. Und es ist das Verdienst von John Maynard Keynes und seinen NachfolgerInnen darauf hingewiesen zu haben, dass es keinen Automatismus gibt der immer sicherstellt, dass dieses Gesparte auch Investiert wird.
So kann es etwa in Zeiten schlechter Zukunftsaussichten durchaus passieren, dass Unternehmen lieber nichts unternehmen um ihre Produktion auszubauen. Anstatt die Investitionen zum Zweck eines höheren zukünftigen Produktionsniveaus zu steigern, führt sparen dann nur zu weniger Nachfrage, gedrosselter Produktion und sinkendem Einkommen.
Oft führt sparen nur zu weniger Nachfrage, weniger Produktion und mehr Arbeitslosigkeit.
Wenn sich zwei ÖkonomInnen also Streiten ob nun S=I gilt, dann geht es genau um die Frage ob Ersparnisse automatisch zu höheren Investitionen führen – wie VertreterInnen der Neoklassik glauben, oder ob höhere Ersparnisse in der Krise nicht der sichere Weg zu weiterer Wachstumsschwäche sind, wie dies die große Depression der Zwischenkriegszeit und auch die große Rezession in der wir gerade stecken zeigen.
Wer hat nun die Guthaben und die Schulden?
Wer nun Geld zur Seite legt und wer es sich ausborgt, zeigt die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung, die jährlich von der OeNB erstellt wird. Sie demonstriert für die Sektoren Haushalte, Staat, Unternehmen, Finanzinstitutionen und den Rest der Welt, wie viele Ersparnisse – also Finanzforderungen – und wie viele Schulden – also Finanzverbindlichkeiten – der jeweilige Sektor hat. Die Erste Grafik zeigt den Staat und die privaten Haushalte.
Die privaten Haushalte sind großen Sparer sie stellen ihre Überschüsse den anderen Sektoren zur Verfügung. Wofür sie im Gegenzug Zinsen und Dividenden bekommen. Für den Sektor Staat ergaben sich per 31.12.2012 Schulden von 294 Mrd Euro und Guthaben von 143 Mrd Euro, daher eine Nettoschulden von 152 Mrd Euro. Dies ist also Geld, das sich der Staat unter anderen bei den Haushalten ausborgte, um damit junge Menschen auszubilden die Infrastruktur zu erhalten und den sozialen Ausgleich zu fördern.
Die privaten Haushalte sind die großen Sparer