Das Instrument des Emissionshandels hat in der europäischen Klimaschutzdebatte eine herausragende Stellung inne, verspricht es doch, die politisch gesetzten Klimaziele zu minimalen Kosten verlässlich zu erreichen. Eine Fokussierung auf den Emissionshandel kann jedoch effektiven und gerechten Klimaschutz hemmen.
Mit dem Pegel der Weltmeere steigt auch die Dringlichkeit für entschlossenes klimapolitisches Handeln. Manche Akteure fordern deshalb, strukturelle Treiber der Klimakrise zu beseitigen. Im umweltökonomischen Diskurs jedoch werden diese transformativen Forderungen häufig mit dem Verweis auf das Europäische Emissionshandelssystem (EU-EHS) abgewehrt.
Wie funktioniert das Europäische Emissionshandelssystem?
Für einen Emissionshandel wird festgelegt, welche Emissionen in einem bestimmten Zeitraum noch ausgestoßen werden dürfen. Es wird also eine Obergrenze für die Emissionen fixiert. Dann wird die entsprechende Menge an Zertifikaten ausgegeben. Emittenten müssen danach für jede ausgestoßene Tonne an Emissionen ein Zertifikat vorweisen, können diese aber untereinander handeln.
Der Handel von CO2-Zertifikaten hat zum Ziel, die politisch gesetzten Klimaziele zu minimalen Vermeidungskosten zu erreichen.
Das Europäische Emissionshandelssystem als Vorreiter
Die EU führte das EU-EHS 2004 auf Anraten von Ökonom*innen als weltweit ersten Emissionshandel ein. Dieser deckt bislang etwa 45 Prozent der europäischen Treibhausgasemissionen (hauptsächlich aus den Sektoren Energiegewinnung und Industrie) ab. Die Sektoren Straßenverkehr und Wärmeerzeugung sind bislang nicht abgedeckt. Eine Integration in den EU-EHS wird aber von vielen Ökonom*innen als zentrale Maßnahme empfohlen (siehe beispielsweise Sondergutachten des deutschen Sachverständigenrats).
Die Befürwortung des Emissionshandels geht häufig einher mit der Ablehnung weiterer klimapolitischer Maßnahmen. Zusätzliche Vermeidungsanstrengungen führten, so das Argument, aufgrund der fixen Obergrenze lediglich zu einer Verschiebung der Emissionen in andere regulierte Sektoren oder Länder und seien somit zwar teuer, aber nicht erforderlich.
Die Probleme des EU-EHS
In unserem ZEW-Diskussionspapier legen wir dar, warum diese Argumentation zu kurz greift. Wir zeigen außerdem auf, welche normativen Vorannahmen dem Emissionshandel zugrunde liegen und problematisieren diese vor dem Hintergrund der Klimakrise.