22 Milliarden Euro Förderungen erhielten Ökostrombetreiber im Jahr 2014 in Deutschland. 1,2 Milliarden Euro werden die Aufwendungen der Ökostromförderung für 2015 in Österreich betragen. Der Löwenanteil, nämlich über 960 Mio Euro fließen in die Vergütung für den erzeugten Ökostrom. Bezahlt werden diese Förderungen zähneknirschend von den StromkonsumentInnen. In Deutschland wird ein durchschnittlicher Haushalt jährlich mit 260 Euro belastet. In Österreich sind die Kosten geringer, aber die Tendenz ist steigend. Sie werden 2015 für einen durchschnittlichen Haushalt 103 € (inkl MwSt) betragen.
Doch wer bekommt dieses Geld, wer nascht von diesem enormen Förderkuchen? Und wie wirken sich die Förderungen auf andere MarktteilnehmerInnen aus?
Ökostrom in Deutschland: Aus privat wird privatwirtschaftlich
Über die EigentümerInnenstruktur der Ökostromanlagen gibt es in Deutschland kaum und in Österreich überhaupt keine veröffentlichten Studien oder Analysen. Die einzig vorliegende Studie für Deutschland „Marktakteure Erneuerbare-Energie-Anlagen in der Stromerzeugung“ wurde 2011 von trend:research durchgeführt und 2013 aktualisiert. Die Studie unterscheidet die EigentümerInnen nach Akteursgruppen. Dies ermöglicht einerseits einen raschen Überblick, bedeutet gleichzeitig aber auch eine starke Einschränkung: So können zwar Aussagen darüber getroffen werden, wie groß der Anteil von Privatpersonen an der installierten Leistung Erneuerbarer Energie ist. Wie viele Privatpersonen und in welchem Ausmaß diese Anlagen besitzen, kann jedoch nicht beurteilt werden.
Die vorliegenden Zahlen zeigen, dass Privatpersonen als EigentümerInnengruppen einen großen Anteil am Ausbau der Erneuerbaren Energie in Deutschland haben. Ihr Anteil ist bis 2010 auf knapp 40% der installierten Leistung aus Ökostromanlagen gestiegen, 2012 jedoch auf rund 35% zurückgegangen. Vor allem im Bereich der on-shore-Windkraft und bei Photovoltaik (PV) ist die Beteiligung Privater mit 48% bzw 31% groß. An die Stelle von Privatpersonen traten in den letzten Jahren jedoch vermehrt Gewerbe- und Industriebetriebe, welche ebenfalls stark im Bereich Windkraft und Photovoltaik aktiv sind. Ihr Anteil hat von 2010 auf 2012 in Summe um mehr als 5 Prozentpunkte auf nunmehr 14,4% zugenommen. Ebenfalls gestiegen ist die Beteiligung von Fonds und Banken, die vor allem mit Solarparks in den Markt drangen. Sie hielten 2012 rund 12,5% der installierten Leistung. Zwei Drittel der Leistung aus Biogasanlagen entfallen auf LandwirtInnen. Mit rund einem Sechstel der installierten Leistung spielen sie aber auch im PV-Bereich eine wichtige Rolle. In Summe entfielen auf sie 2012 11,2% der installierten Ökostromleistung. Der Anteil konventioneller Energieversorgungsunternehmen (EVU) betrug 2012 rund 9,7% (ohne Pumpspeicherkraftwerke). Mit dem massiven Zubau von off-shore-Windenergie in der Nordsee wird sich auch die EigentümerInnenstruktur bei Ökostromanlagen in Deutschland in den kommenden Jahren verschieben. Die künftige Entwicklung ist nur schwer prognostizierbar, es zeigt sich aber, dass derzeit ausschließlich Banken/Fonds, Energieversorgungsunternehmen (EVU) und Projektierungsunternehmen in diesem Bereich aktiv sind. Mit einer weiteren Verschiebung der EigentümerInnenstruktur von Privatpersonen zu Banken/Fonds, Projektierern und EVUs ist daher zu rechnen.
Starke Konzentration des Windenergiemarktes in Österreich
Über die EigentümerInnenstruktur der Ökostromanlagen in Österreich liegen keinerlei Daten vor. Im Zuge von eigenen Recherchen[i] sowie mit den vom BMVIT geförderten „Berichten aus Energie- und Umweltforschung 26/2014“ können zumindest Aussagen über die EigentümerInnenstruktur im Bereich Windkraft getätigt werden.
Betrachtet man die EigentümerInnenstruktur im Bereich Windkraft in Österreich, so wird rasch deutlich, dass nur eine kleine Anzahl von Unternehmen den Markt dominiert. Knapp 90% der installierten Leistung entfallen auf nur 10 Unternehmen. Allein drei AkteurInnen, die Energie Burgenland (22%), die Püspök Gruppe (13%) und die EVN (12%), halten zusammen beinahe die Hälfte der gesamten installierten Windkraftleistung.
Neben den Unternehmen als Rechtsform stellt sich aber natürlich auch die Frage, wer hinter diesen steht. Handelt es sich dabei um öffentliche EigentümerInnen oder um große Privatunternehmen? Wenn ja, sind diese im Familienbesitz bzw im Besitz von kleinen Aktionärsgruppen? Oder sind die Unternehmensanteile breit gestreut? Und wenn ja, kann man von einer Art BürgerInnenbeteiligung sprechen, oder handelt es sich schlicht um Aktienstreubesitz ohne Bezug zur lokalen Bevölkerung?
Marktanteile bei Windenergieanalagen nach EigentümerInnenstruktur in Österreich, gemessen in installierter Leistung, in %, für das Jahr 2013: