Eine Vermögenssteuer für die Reichsten bringt mehrere Milliarden Euro, belegt eine neue Berechnung der Johannes-Kepler-Universität Linz. Der Steuerbeitrag der reichsten vier bis sieben Prozent der österreichischen Bevölkerung könnte zur Finanzierung wichtiger öffentlicher Aufgaben wie der Pflege sowie zur weiteren Senkung der Lohnsteuer eingesetzt werden.
Basis für die neuen Ergebnisse ist die bereits präsentierte – im Auftrag der Arbeiterkammern Wien und Oberösterreich erstellte – Studie „Bestände und Konzentration privater Vermögen in Österreich “, wonach allein das reichste Prozent der privaten Haushalte mehr als eine halbe Billion Euro (534 Milliarden Euro) Nettovermögen besitzt– das entspricht einem Besitzanteil von 40,5 Prozent!
Vermögenssteuer für Superreiche bringt mehrere Milliarden Euro Auf Basis dieser modifizierten Daten, die die unzureichende Erfassung am oberen Rand der Reichtumsverteilung korrigieren, hat das Forschungsteam der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU) das Aufkommen aus verschiedenen Vermögenssteuermodellen mit unterschiedlichen Freibeträgen und Steuersätzen berechnet, das im Rahmen einer Pressekonferenz der Arbeiterkammer OÖ vorgestellt wurde:
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Bei diesen drei Modellen mit Freibeträgen in Höhe von 700.000 Euro bzw. von einer Million Euro steigen die Steuersätze mit der Vermögenshöhe: So beträgt beim Modell I die Besteuerung zwischen einer und zwei Millionen Euro 0,3 Prozent, ab zwei Millionen Euro dann 0,7 Prozent. Vorsichtig geschätzt, inklusive (hypothetischer) Ausweicheffekte würde sich aus Modell I ein jährliches Steueraufkommen von 2,7 Milliarden Euro ergeben. Beim Modell III mit seinen Steuersätzen von 0,7 Prozent (zwischen einer Million und zwei Millionen Euro), einem Prozent (zwischen zwei und drei Millionen Euro) und 1,5 Prozent (ab drei Millionen Euro) wäre sogar mit einem Aufkommen von 5,7 Milliarden Euro zu rechnen. Vorschlag II beinhaltet einen Freibetrag von 700.000 Euro sowie folgende Steuersätze: 0,5 Prozent für 700.000 bis zwei Millionen Euro, ein Prozent für zwei bis drei Millionen Euro sowie 1,5 Prozent ab drei Millionen Euro. Wieder unter Annahme hypothetischer Ausweicheffekte als Basis würde auch diese Variante ein jährliches Steueraufkommen von 5,7 Milliarden Euro bedeuten!
Auch wenn es theoretisch durch Vermögensverschiebung zu unrealistisch hohen Ausweicheffekten kommen kann, kommt noch immer ein erhebliches Steueraufkommen zustande. Denn der Großteil des Privatvermögens besteht aus Großimmobilien und kann sich der Besteuerung daher gar nicht entziehen.
Nur die Reichsten wären betroffen Käme in der Praxis ein Modell ab einem Freibetrag von einer Million Euro zur Anwendung, würde eine Vermögenssteuer nur vier bis fünf Prozent der Haushalte in Österreich treffen. Denn erst innerhalb dieser Gruppe verfügt ein Haushalt im Schnitt über ein Großvermögen von mehr als einer Million Euro netto. Bei Modell II – mit einem Freibetrag von 700.000 Euro – wären nur die obersten sieben Prozent der Haushalte betroffen:
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Wegen des immensen, in wenigen Händen konzentrierten Privatreichtums hat Österreich einen großen Spielraum für eine gerechtere Besteuerung. Das gilt auch im internationalen Vergleich. Denn obwohl das gesamte 1,3 Billionen Euro schwere Privatvermögen in Österreich riesig ist, wird es kaum als Steuereinnahmequelle genutzt. Österreich gehört im internationalen Vergleich zu den wenigen Ländern mit extrem unterdurchschnittlichen vermögensbezogenen Steuern.
Niedrige Vermögenssteuern im internationalen Vergleich In Relation zum gesamten Steueraufkommen trugen vermögensbezogene Steuern in Österreich 2015 nur zu 1,3 Prozent bei, im OECD-Schnitt sind es 5,6 Prozent. In so wirtschaftsliberalen Staaten wie Großbritannien oder den USA haben Vermögenssteuern mit mehr als einem Zehntel des Steueraufkommens ein starkes Gewicht. Obwohl der Reichtum hierzulande immens hoch ist, machten vermögensbezogene Steuern in Österreich (wie etwa die Grundsteuer) 2015 aber nur 0,6 Prozent der Wirtschaftsleistung, des Bruttoinlandsproduktes (BIP), aus. Im OECD-Durchschnitt waren es mit 1,9 Prozent des BIP (2014) mehr als dreimal so viel, in den USA bzw. Großbritannien sind es rund drei bis vier Prozent des BIP.
Steuergerechtigkeit Kommt es zu den milliardenschweren Steuergeschenken an Unternehmen, wie von ÖVP und FPÖ in ihren Wahlprogrammen gefordert (Stichwort Senkung der Gewinnsteuern der Unternehmen), dann fehlen dem Bundesbudget und auch den Ländern wichtige Gelder. Unser Land braucht nicht weniger soziale und öffentliche Leistungen, sondern ein gerechtes Steueraufkommen. Eine Vermögenssteuer ab einer Million Euro ist ein fairer Beitrag für solide öffentliche Finanzen und führt zu mehr Steuergerechtigkeit.
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