Am Montag veröffentlichte die Deutsche Bundesbank die ersten Ergebnisse zur Vermögenslage in Deutschland für 2014. Die Daten stammen aus der zweiten Welle des HFCS, einer Befragung, die in allen Ländern der Eurozone durchgeführt wird. Zum ersten Mal ist nun ein Vergleich mit den Ergebnissen aus der ersten Befragung von 2010 möglich. Die Ergebnisse unterstreichen die anhaltend hohe Vermögensungleichheit.
Zahlen und Fakten zur zweiten Welle
Im Zentrum der Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ (PHF), wie die Bezeichnung des HFCS in Deutschland ist, steht das Vermögen von Haushalten und sie weist darauf hin, dass keine dramatischen Änderungen in der Vermögenslage im Vergleich zu 2010 erwartet werden können. Grund dafür ist, dass sowohl der Aufbau als auch die Wertsteigerung von Vermögen in der Regel einem längerfristigen Prozess unterliegt und sich nicht drastisch innerhalb von vier Jahren manifestiert.
Tendenzen sind jedoch zu erkennen: Sowohl der Mittelwert als auch der Median der Nettovermögen der privaten Haushalte stiegen von 2010 auf 2014 auf 214.500 Euro bzw. 60.400 Euro, was einer nominellen Steigerung von knapp 10% bzw. 18% entspricht. Nach Abzug der Inflation ergibt sich einen Zuwachs von 3% bzw. 10% innerhalb von vier Jahren. Gemessen am Gini-Koeffizienten blieb die Ungleichheit bei Vermögen in Deutschland nahezu identisch, er beträgt 0,76. Nur Österreich wies 2010 in der Eurozone eine höhere Vermögensungleichheit auf. Die für Österreich von der OeNB erhobenen Daten zur Vermögensverteilung für 2014 sind noch nicht verfügbar.
In Deutschland konnten die oberen 10% der Haushalte eine leichte Zunahme ihres Anteils am gesamten Nettovermögen für sich verbuchen: Dieser stieg von 59,2% auf 59,8%. Berücksichtigt man die Vermögen der reichsten Deutschen, die bei Haushaltsbefragungen wie dem HFCS bzw. PHF nie teilnehmen, würde dieser Anteil vermutlich noch deutlich steigen. Die offensichtliche Untererfassung der reichsten Haushalte wird in den Methoden der Bundesbank, der OeNB aber auch in anderen Nationalbanken der Eurozone nicht oder nur unzureichend berücksichtigt.
Zusätzlich zum Anstieg der Vermögenskonzentration verschob sich auch die Vermögensgrenze für das vierte Dezil seit 2010 nach unten. Das bedeutet, dass das Nettovermögen der ärmeren 40 Prozent gesunken ist. Ab dem 45. Perzentil verschieben sich die Vermögensgrenzen – teils inflationsbedingt – allerdings nach oben.
Haus- und WertpapierbesitzerInnen profitieren
Da knapp die Hälfte der 4.461 befragten Haushalte erneut an der Befragung teilnahmen, können Aussagen über die Zeit für diese Gruppe getroffen werden. So konnten die größten absoluten Zugewinne (als auch Verluste) Haushalte realisieren, die 2010 zur reicheren Vermögenshälfte gehörten. So konnte etwa die Hälfte der Haushalte, die ihren Hauptwohnsitz besitzen, Zuwächse von mehr als 33.500 Euro verzeichnen, während zur Miete wohnende Haushalte Zuwächse von weniger als 1.000 Euro oder sogar Verluste hinnehmen mussten.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Wertpapieren: die Hälfte der WertpapierbesitzerInnen konnten sich über Wertzuwächse von mehr als 38.000 Euro freuen, während mehr als die Hälfte der Haushalte ohne Wertpapierbesitz lediglich einen Nettovermögenszuwachs von weniger als 2.500 Euro oder sogar Rückgänge verbuchen mussten.
Zusammensetzung des Nettovermögens der privaten Haushalte nach Quantilen* (Vermögen bzw. Schulden in Tsd. Euro)