Im internationalen Vergleich verfügt Wien über einen beträchtlichen Anteil an sozialem Wohnbau. Gleichzeitig hat sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten durch einen Wandel der strukturellen, gebauten und sozialen Umwelt stark verändert. Angesichts dieser Entwicklungen ist es erforderlich, die Wohnungsfrage neu zu stellen.
Es gilt nicht nur neue Bedürfnisse wahrzunehmen, sondern auch aktiv einer sozialen Staffelung des bestehenden Angebots entgegenzuwirken.
Der Wiener Wohnungsmarkt
Wenn heute über leistbares Wohnen gesprochen wird, greifen Verantwortliche gerne auf einen internationalen Vergleich zurück, in dem Wien immer noch verhältnismäßig gut abschneidet. Das Fundament für die solide Grundausstattung des Wiener Wohnungsmarktes mit leistbarem Wohnraum bilden Investitionen während der historischen Phasen des Roten Wiens, als die Stadt schon einmal die zwei Millionen Bevölkerungshürde überschritten hatte. Mit mehreren Wohnbauprogrammen wurden insgesamt 220.000 Gemeindewohnungen errichtet. Diese Errungenschaften machen die Stadt zur größten Hausverwaltung Europas.
Aktuell bewohnt jeder/jede vierte WienerIn eine Gemeindewohnung. Bezieht man darüber hinaus auch Genossenschaften ein, nutzen 60 Prozent der WienerInnen Angebote aus dem sozialen Wohnbau.
Im privaten Segment gab es lange Zeit einen relativ hohen Anteil an entsprechend preiswerten Substandardwohnungen. Mit dem Instrument der sanften Stadterneuerung wurde der Anteil an Kategorie C und D Wohnungen in den letzten Jahrzehnten drastisch minimiert – was zur Steigerung der Wohnqualität in den jeweiligen Bauten beitrug, jedoch den kostengünstigen Teil des privaten Segments verkleinerte.
In den vergangenen 30 Jahren wuchs Wien von knapp unter 1,5 Millionen auf nahezu 1,9 Millionen EinwohnerInnen. Dieser Zuwachs entspricht in etwa der aktuellen Population des gesamten Bundeslandes Vorarlberg bzw. der Städte Graz und Klagenfurt zusammen.
Die nachstehende Grafik zeigt, dass sich das starke Wachstum der Stadt über die letzten Jahrzehnte fast ausschließlich aus internationaler Zuwanderung speiste. Aktuell besitzen rund 27 Prozent der WienerInnen einen fremden Pass und sind folglich auch vom Wahlrecht ausgeschlossen. Darüber hinaus hat mehr als jeder/jede zweite WienerIn einen Migrationshintergrund, sofern auch die Elterngeneration in das Messkonzept miteinbezogen wird. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs rückte die Stadt nicht nur in eine zentralere Lage in Mitteleuropa, sondern wurde auch zunehmend für Menschen aus dem EU-Raum attraktiv.