Im Zuge der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen geraten Wirtschaftsseite und Gewerkschaften neben dem Ausmaß der Lohn- und Gehaltserhöhung auch bezüglich Arbeitszeitregelungen in Konflikt. Mehr als 700.000 ArbeitnehmerInnen erbringen regelmäßig Über- bzw. Mehrarbeitsstunden. Ein Viertel dieser Arbeitsleistung bleibt unbezahlt. Das von Wirtschaftsseite unter dem Deckmantel der Flexibilität geforderte „Zeitkonto“ in der Metallindustrie würde die ArbeitnehmerInnen noch mehr unter Druck setzen und ihnen mehr als 600 Euro im Jahr kosten.
Entgegen der von Wirtschaftsseite gern monierten angeblichen Starrheit bei der Arbeitszeit arbeiten Österreichs Vollzeitbeschäftigte am viertlängsten im Euroraum. Auch bei den Sonderformen der Arbeitszeit wie Wochenend-, Schicht-, Abend- und Nacharbeit liegt Österreich im Mittelfeld der EU. Fakten dazu in der aktuellen Broschüre der Arbeiterkammer Oberösterreich. Ein besonderes Reizthema sind Überstunden bzw. Mehrarbeit, wo regelmäßig Verschlechterungen gefordert werden. Dabei bleibt bereits jetzt ein Viertel des Überstundenbergs, der 2012 knapp 300 Millionen Stunden hoch war, unbezahlt. Und dieser Anteil der weder in Zeit noch in Geld – auch nicht 1 zu 1 – abgegoltenen Stunden ist 2012 im Vergleich zum Vorjahr sogar um einen Prozentpunkt auf 23 Prozent angestiegen (Berechnungen auf Basis der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebungen von Statistik Austria).
Mehr Personen von unbezahlten Überstunden betroffen
2012 musste jede/r fünfte lohnabhängig Beschäftigte, das sind 722.200 Personen regelmäßig Überstunden leisten. Die regional absolut meisten ArbeitnehmerInnen mit regelmäßiger Überstunden- bzw. Mehrarbeit gibt es in Wien (mehr als 160.000 Personen), gefolgt von Niederösterreich (mehr als 140.000 Personen) und Oberösterreich (mehr als 120.000 Personen):