Harte Landung für die MitarbeiterInnen der AUA. Der beinharte Preiskampf der Billig-Airlines kostet bis 2021 jeden zehnten Arbeitsplatz. Und noch ist kein Ende in Sicht. Bereits 2020 sollen in Wien sieben Millionen Passagiere mit Billig-Airlines fliegen. Zu Ticketpreisen, die die Kosten der Airlines nicht abdecken. Neun Gründe, warum uns billige Flugtickets teuer kommen.
In Europas Großstädte um 9,99 Euro!
Die Billigfluglinien übertrumpfen einander mit ihren Angeboten. Laudamotion, die österreichische Tochter der irischen Ryanair, bietet aktuell Flüge mit Preisen von unter zehn Euro in 29 europäische Städte, wie Paris, Barcelona oder Athen, an. Bei der ungarischen Wizz Air bekommt man unter anderem Wien–Nizza um 9,99 Euro. Statt ins Kino zu gehen, fliegt man nach Paris. Noch nie konnte man so billig verreisen. Selbst Bahnfahren ist teurer.
Billigflieger-Invasion in Wien
In nur drei Jahren hat sich die Anzahl der Flugzeuge von Billig-Airlines am Standort Wien mehr als verdoppelt. Neben Ryanair mit der Österreich-Tochter Laudamotion kämpfen die britische easyJet, die ungarische Wizz Air (Osteuropas größte Billig-Airline) sowie Level und Vueling (beide britisch-spanische IAG-Group) um Marktanteile. Die österreichische Lufthansa-Tochter AUA musste in der Folge ihre Preise anpassen, um nicht mit leeren Flugzeugen zu fliegen.
Die Folgen sind seit 7. November bekannt: Der Gewinn der AUA brach nach neun Monaten um 85 Prozent ein. Die Mutter Lufthansa verordnete ein massives Sparpaket, das bis zu 800 Jobs und beträchtliche Einsparungen kosten wird.
Trotz immer neuer „Passagierrekorde“ sind die Verluste so gut wie aller Billig-Airlines in Wien beachtlich. Sie zeigen, dass sich Billig-Fluglinien unter den gegebenen Bedingungen wirtschaftlich nicht rechnen. Die Kosten für Personal, Anschaffung, Betrieb und Wartung der Flugzeuge können mit den Ticketeinnahmen nicht beglichen werden. Der Chef von Ryanair, dem größten Billigflieger in Europa – selbst für den beinharten Verdrängungswettbewerb verantwortlich –, räumte ein, in Wien höhere Verluste einzufliegen als gedacht. Er musste Ende Oktober bekannt geben, dass die österreichische Ryanair-Tochter Laudamotion 2019 mit einem Minus von 70 bis 75 Millionen Euro zu rechnen hat. In den ersten beiden Betriebsjahren hat die österreichische Ryanair bereits mehr als 210 Millionen Euro in den Sand gesetzt. Pro Woche geht zudem aktuell eine Million Euro verloren. Die Verluste von Anisec, der österreichischen IAG-Tochter, die ab Wien unter der Marke Level fliegt, belaufen sich auf rund 26 Millionen Euro. Die ungarische Wizz Air mit Basis in Wien, die durch die generelle Verweigerung eines Kollektivvertrages und beabsichtigte Lohnsteuerverlagerung ins Ausland auffällt, gibt an, dass aufgrund des Preisdrucks und Verdrängungskampfes in Wien die durchschnittlichen Ticketerlöse um 70 Prozent eingebrochen sind. Die Flüge von Eurowings (Billig-Airline der Lufthansa) wurden bereits aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation von der AUA übernommen, die selbst trotz sechs erfolgreicher Jahre nun stark in Bedrängnis geraten ist. Das gegenwärtig herrschende „Geschäftsmodell der Verdrängung“ in Wien bezeichnete der Chef der ungarischen Billig-Airline Wizz Air, Jozsef Varadi, unlängst sogar als „Blutbad“. Mit einer bewussten Preispolitik unter den tatsächlichen Kosten werden Verluste der eigenen Fluglinie in Kauf genommen. Längerfristiges Ziel ist es, durch Verdrängung anderer Marktteilnehmer den Markt zu bereinigen, um im Anschluss den Preis zu bestimmen bzw. unter den wenigen verbleibenden Konkurrenten den Markt aufzuteilen. Große Unternehmen sind in der Regel mittels Quersubventionierung in der Lage, diese Verluste auszusitzen. Unternehmen mit geringerem Kapitalpolster hingegen sind meist zum Scheitern verurteilt. Die Kosten dieses Geschäftsmodells tragen jedoch nicht die übrig gebliebenen Unternehmen, die nach dem „Blutbad“ in der Lage sind, sich den Kuchen unter sich aufzuteilen. Meist werden in der Folge beachtliche Gewinne geschrieben und die Manager dieser Unternehmen als Helden gefeiert. Vergessen scheinen die Kosten, die nicht nur die unterlegenen Unternehmen, deren Beschäftigte und Zulieferer zahlen mussten. Wir alle, ob als SteuerzahlerIn, KonsumentIn oder BewohnerIn dieses Planeten, zahlen den Preis. Auch der dadurch verursachte volkswirtschaftliche Schaden ist erheblich. Nicht zuletzt die Entwicklungen bei der AUA zeigen, dass dringend gehandelt werden muss. Es ist nicht hinzunehmen, dass der rücksichtslose Preiskampf Arbeitsplätze kostet und die Umwelt gefährdet. Aufgrund der internationalen Einbettung der Luftfahrt bedarf es dazu nicht nur aller zur Verfügung stehender nationaler Möglichkeiten, sondern vor allem auch einheitlicher europäischer und bestenfalls globaler Regelungen.
Hohe Verluste bei den Billigfluglinien
Das „Geschäftsmodell der Verdrängung“
9 Gründe, warum Billigtickets uns teuer kommen
Fazit