Dieser Blog-Artikel über produzierende Unternehmen zeigt Erwartungen von Arbeitnehmer*innen an Arbeitgeber vor dem Hintergrund der durch die Industrie 4.0 veränderten Arbeitsinhalte und -aufgaben auf. Ausgehend von der Annahme, dass sich die Aufgaben der Mitarbeiter*innen in der Industrie 4.0 gewandelt haben, wurde in einer aktuellen Studie untersucht, inwiefern sich auch die impliziten und expliziten Erwartungen der Arbeitnehmer*innen an die Arbeitgeber verändert haben.
Verändert Industrie 4.0 die Erwartungen der Arbeitnehmer*innen an die Arbeitgeber?
Digitale Geschäftsmodelle und Innovationen, die fortschreitende Automatisierung und die immer weitreichendere Globalisierung sind nur einige der aktuellen Trends, welche produzierende Industrieunternehmen beeinflussen. In dieser „Industrie 4.0“ verändern sich Arbeitsabläufe und ganze Arbeitsstellen, und manuelles Arbeiten wird zunehmend durch Automatisierung ersetzt.
Basierend auf der Annahme, dass sich die Tätigkeiten der Mitarbeiter*innen in der Industrie 4.0 gewandelt haben, war es das Hauptziel der Studie zu untersuchen, inwiefern sich die Inhalte des psychologischen Vertrages, also die impliziten und expliziten Erwartungen der Arbeitnehmer*innen an die Arbeitgeber, verändert haben. Zu den Inhalten des psychologischen Arbeitsvertrags zählen beispielsweise Arbeitsplatzsicherheit, Kompetenzentwicklung, Anerkennung für gute Leistungen, Möglichkeiten einer Laufbahn im Unternehmen, generelle Unterstützung, Unterstützung in Bezug auf die Familie, leistungsgerechte Bezahlung oder sozialer Status. Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber wiegen Erwartungen und Beiträge auf und vergleichen diese. Vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen der Arbeit in der Organisation müssen auch Anreiz- und Entlohnungssysteme neu überdacht werden.
Arbeitsplatzsicherheit bei Älteren im Vordergrund, bei Jüngeren Work-Life-Balance
Die Untersuchungen zeigen, dass die Erwartungen der Mitarbeitenden an den Arbeitgeber je nach Alter unterschiedlich sind. Bei den Älteren steht die Arbeitsplatzsicherheit im Vordergrund, bei den Jüngeren das Gehalt und die zusätzlichen Benefits. Gemeinsam haben alle Altersgruppen ein steigendes Sicherheitsbedürfnis und den Wunsch, gehört und wertgeschätzt zu werden. Unternehmen sollen privat und beruflich unterstützen und Verständnis für bestimmte Lebenssituationen zeigen. Zusätzlich erwarten sie sich ein positives Arbeitsklima, Vertrauen im Team und unter Kolleg*innen, was für sie besonders in schwierigen Zeiten wichtig ist.
Jüngeren ist laut Expert*innenmeinung die Work-Life-Balance besonders wichtig, sie wollen vermehrt Teilzeit arbeiten, um Freizeit, Urlaub und Familie unter einen Hut zu bringen, und verzichten dafür auch auf ausbezahlte Überstunden. Unternehmer*innen nehmen bei jüngeren Mitarbeiter*innen ein geringer werdendes Leistungsstreben wahr, Arbeit erhält zunehmend eine untergeordnete Bedeutung. Jüngere sehen einen Job als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung und als nur eine Etappe von mehreren in ihrem Leben. Weiters zeigte sich in den Gesprächen, dass Mitarbeitende, egal welchen Alters, Mitspracherecht bei Entscheidungen wollen, da sie sich nicht als reine Auftragsausführende sehen. Als Voraussetzung dafür sehen sie offene und wertschätzende Kommunikation mit Vorgesetzten als essenziell.
Sicherer Arbeitsplatz am wichtigsten, gute Kommunikation zwischen Kolleg*innen an zweiter Stelle
Die Analyse der Fragebögen zeigte, dass bei den Erwartungen der Arbeitnehmer*innen der sichere Arbeitsplatz am wichtigsten ist, gleich gefolgt von der guten Kommunikation mit Kolleg*innen und passenden Arbeitszeiten (siehe Abbildung). Am unteren Ende der Relevanz stehen für diese zusätzliche Leistungen, wie Essensgutscheine, Betriebsfeiern sowie Sport und Gesundheitsförderung [Anm.: In vielen der befragten Unternehmen gab es aber keine Kantine]. Auch Faktoren, die mit Veränderungen in der eigenen Karriere zu tun haben, wie Aufstiegsmöglichkeiten und die Möglichkeit, in einen anderen Aufgabenbereich wechseln zu können, finden sich am unteren Ende der Wichtigkeit für Mitarbeiter*innen wieder. Ein Altersvergleich zeigt auch hier, dass sich jüngere Arbeitnehmer*innen Aspekte wie Aufstiegsmöglichkeiten oder Möglichkeiten zur Weiterbildung stärker von ihren Arbeitgebern erwarten als ältere.