Quelle: Eurofound © A&W Blog
Quelle: EurofoundIn der Studie wird festgehalten, dass Arbeitgeberzusammenschlüsse u. a. eine verbesserte Arbeitsplatz- und Einkommenssicherheit bieten. Weiters schaffen diese bessere Möglichkeiten zur Entwicklung von Fertigkeiten, eröffnen Karrieremöglichkeiten für die Beschäftigten (bspw. Übernahme in die Stammbelegschaft) und garantieren umfassende ArbeitnehmerInnenrechte, u. a. ArbeitnehmerInnenschutz und Gleichbehandlung. Durch den Arbeitgeberzusammenschluss besteht zudem die Möglichkeit, dass „zersplitterte“ Arbeitsverhältnisse in einen Vollzeitjob umgewandelt werden.
Doch auch neben all den genannten positiven Merkmalen eines AGZ können fallweise Probleme für die Beschäftigten, aber auch die Betriebe entstehen. Beispielsweise stellt sich bei einer Beschäftigung im AGZ die Frage, ob es zur Integration der MitarbeiterInnen in den Betrieben kommt bzw. welche Stellung diese gegenüber der Stammbelegschaft einnehmen. Wird dem Prinzip „equal pay – equal treatment“ tatsächlich Rechnung getragen, d. h. findet eine Gleichstellung statt, und wird diese gelebt, oder sind die Beschäftigten des AGZ – wie es in der Arbeitskräfteüberlassung mitunter vorkommen kann – ArbeitnehmerInnen zweiter Klasse? Weitere Fragen betreffen die Übernahme der MitarbeiterInnen in Stammbelegschaften, den Umgang mit Stehzeiten in den Betrieben (ob z. B. in diesem Zeitraum Schulungsmaßnahmen besucht werden dürfen und wie diese finanziert werden), aber auch die erhöhten arbeitsbedingten Stressniveaus, welche aus der Überlassung an mehrere Betriebe entstehen können.
Ob Betriebe überhaupt „AGZ-fähig“ sind, sprich die nötige Transparenz und die Bereitschaft für „Spielregeln zur Kooperation“ mitbringen, sollte vorab so gut wie möglich geklärt werden, um die Zusammenarbeit mit „schwarzen Schafen“ schon von Beginn an vermeiden zu können.
Erste AGZ-Erfahrungen in Österreich
Der Regionalentwickler progressNETZ aus St. Pölten, der inhaltlich seinen Schwerpunkt auf innovative Arbeitsmarktpolitik legt, hat sich zum Ziel gesetzt, das Modell Arbeitgeberzusammenschluss in Österreich zu etablieren. Dies mit der erklärten Absicht, neue Vollzeitarbeitsplätze in den Gemeinden und Städten zu schaffen sowie Betrieben und Kommunen ein Instrument zur Verfügung zu stellen, um deren Handlungsspielraum im Personalmanagement zu vergrößern. Derzeit sind in Österreich vier Arbeitgeberzusammenschlüsse operativ tätig (je einmal in Niederösterreich und in der Steiermark, zweimal in Kärnten). Weitere Gründungen sind in Vorbereitung.
AGZ-Potenzial für Niederösterreich
Ob es ausreichend Potenzial für Arbeitgeberzusammenschlüsse in Niederösterreich gibt, hat die Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) sowie die Wirtschaftsuniversität Wien (Institut für Personalmanagement) für progressNETZ (Zeitraum: April bis September 2017) erhoben. In einer repräsentativen Befragung bei Betrieben und Gemeinden in Niederösterreich wurde eruiert, wie a) der Bedarf nach nicht fest angestellten Arbeitskräften und b) das Interesse an der Beteiligung an einem Arbeitgeberzusammenschluss ist. Insgesamt wurden neben 500 Unternehmen und 50 Non-Profit-Organisationen auch 50 Gemeinden befragt. Bei niederösterreichischen Betrieben wurde ein flexibler Personalbedarf von ca. 70 Vollzeitarbeitskräften, bei niederösterreichischen Gemeinden von ca. 50 Arbeitsplätzen ermittelt. Bei einer Hochrechnung auf das gesamte Bundesland liegt der theoretische Bedarf deutlich höher. Der gesamte Forschungsbericht wird Mitte Dezember 2017 vorliegen.
Fazit
Das Modell des Arbeitgeberzusammenschlusses stellt eine neue Beschäftigungsform dar, die zusätzliche Vollzeitarbeitsplätze schafft und Menschen eine nachhaltige Beschäftigungsmöglichkeit bietet. Um die Vorteile des Modells ausbauen und die Problemfelder so gut wie möglich eindämmen zu können, bedarf es jedoch eines ständigen Evaluierungsprozesses. Hierbei sind alle MitarbeiterInnen des AGZ, aber auch die Betriebe gefragt, sich aktiv einzubringen und ihre Erfahrungen mitzuteilen, um den Entwicklungsprozess voranzutreiben. Die dadurch gesammelten Erkenntnisse können dazu beisteuern, den gemeinsamen Nutzen für alle Beteiligten zu festigen und prekäre Beschäftigungsformen einzudämmen.
Weitere Informationen:
www.arbeitgeberzusammenschluss.at
www.ressourcenzentrum.at
Studie: New forms of employment: Developing the potential of strategic employee sharing