Analysiert man das europäische Zusammenspiel von Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum und Produktivität seit 2007, wie das der Arbeitsmarktmonitor – ein bewährtes Analyseinstrument, das unterschiedliche Arbeitsmarktindikatoren der europäischen Länder vergleicht – jährlich macht, kommt man zu dem Ergebnis, dass der österreichische Arbeitsmarkt die Krise dank seiner bewährten Arbeitsmarktstrukturen (funktionierende Sozialpartnerschaft, leistungsfähiges Arbeitsmarktservice und effektive Arbeitsmarktregulierungen) vergleichsweise erfolgreich bewältigen konnte. Dennoch konnte man das Vorkrisenniveau nicht mehr erreichen. In Europa führte die Krise zu einem Auseinanderdriften (einer ökonomischen Divergenz) der Arbeitsmärkte. Erst seit 2014 nähern sich die EU-28-Arbeitsmärkte wieder leicht an, jedoch auch hier nicht mehr auf das Niveau der Zeit vor der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Die Leistungsfähigkeit des österreichischen Arbeitsmarktes in der großen Rezession
Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum und Produktivität eines Landes bestimmen die „Allgemeine Leistungskraft“ seines Arbeitsmarktes. Der Arbeitsmarktmonitor 2017 vergleicht regelmäßig die Leistungsfähigkeit der europäischen Arbeitsmärkte.
Die Analyse des österreichischen Arbeitsmarktes für den Zeitraum 2007 bis 2016, also für die Zeit vor, während und nach der Finanz- und Wirtschaftskrise, zeigt, dass er sich trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise während dieser zehn Jahre
im oberen Mittelfeld der Europäischen Union etablierte und dennoch
die Krise deutliche – negative – Spuren am österreichischen Arbeitsmarkt hinterlassen hat.
Für Österreich gab es, nach dem Einbruch 2009, nicht nur Schritte „nach vorne“: 2012, 2013 und neuerlich 2015 fiel z. B. die relative Arbeitsmarktperformanz in Österreich leicht ab. 2016 war das Bild aber wieder günstiger.
Es ist vorerst ein schwacher Trost, dass die Auswirkungen der Krise auf die „allgemeine Leistungsfähigkeit“ des österreichischen Arbeitsmarktes im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern moderater waren und die Erholung relativ rasch einsetzte.
Denn trotz seiner nachhaltigen Position im obersten bzw. besten Drittel innerhalb der Europäischen Union gelang es Österreich bis dato nicht, an die Arbeitsmarktperformanz des Jahres 2008 (= Vorkrisenniveau) anzuschließen. 2016 wies Österreich eine …
höhere Arbeitslosenquote,
eine geringere Beschäftigungsquote in Vollzeitäquivalenten,
ein geringeres Wachstum der Beschäftigung und eine
geringere Arbeitsproduktivität
… als vor der Krise auf. Statt im Spitzenfeld, wie zu Beginn der Krise, lag Österreich 2016 nur im oberen Mittelfeld.
Europa: Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarktindikatoren am „Höhepunkt“ der Finanz- und Wirtschaftskrise
In der Finanz- und Wirtschaftskrise haben die Arbeitsmarktindikatoren in Europa nicht immer die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP pro Kopf), also des Wirtschaftswachstums, widergespiegelt. In der Rezession 2009 hielten sich z. B. Beschäftigungsverluste und der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Österreich, Deutschland und Luxemburg in Grenzen, während es in Irland, Spanien und Großbritannien 2009 zu massiven Verwerfungen kam. In Bulgarien, Tschechien und der Slowakei hingegen ging 2010 trotz Anstiegs des BIP pro Kopf die Beschäftigung zurück und stieg die Arbeitslosigkeit an.