In der Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt Arbeitszeit eine wichtige Rolle. Zahlreiche Maßnahmen haben in den letzten Jahren darauf abgezielt, Müttern nach der Geburt von Kindern die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Kommen diese politischen Anstrengungen nun tatsächlich den Wünschen von Eltern entgegen? Inwieweit ist es im Sinne der Eltern, dass die Arbeitszeit zwischen ihnen besser aufgeteilt werden kann?
In den letzten Jahren wurde einiges getan, um die Erwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern zu fördern und Väter stärker in die Familienarbeit einzubinden. Beispielhaft genannt seien hier der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und die Einführung von zumindest teilweise kostenfreier Kinderbetreuung in einigen Bundesländern Österreichs. Zugleich sollen Väter durch die Einführung eines Papamonats zuerst im Bundesdienst und schließlich auch in Teilen der Privatwirtschaft von Anfang an stärker in die Kinderbetreuung eingebunden werden. Mit dem einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeld und der Option auf längere Inanspruchnahme, wenn beide Elternteile Auszeiten für Kinderbetreuung nehmen, soll die Elternkarenz auch für Väter attraktiver werden. Kommen diese politischen Anstrengungen nun tatsächlich den Wünschen von Eltern entgegen oder ist das politische Ziel egalitärer Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit nicht im Interesse von Eltern?
Neues zur Arbeitszeit von Paaren
Antworten auf diese Fragen werden mit einer neuen Untersuchung der Arbeitszeiten von Eltern in Paarhaushalten in Österreich gegeben. Folgenden Fragen wird nachgegangen: Welche Arbeitszeiten wünschen sich Menschen in einer Partnerschaft mit und ohne Kinder unter 15 Jahren? Welchen Zusammenhang gibt es dabei mit dem jeweiligen Ausmaß der Arbeitszeit? Wer wünscht sich mehr Erwerbsarbeitsstunden und wer weniger? Und schließlich: Wie wäre Arbeitszeit verteilt, könnten Eltern ihre Wunscharbeitszeiten umsetzen?
Die Basis bildet eine Analyse von Daten der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung. Im Rahmen dieser Befragung werden Erwerbstätige im gesamten österreichischen Bundesgebiet, unter anderem regelmäßig zu ihren Normalarbeitsstunden inklusive regelmäßig geleisteten Überstunden, zu den tatsächlichen Arbeitsstunden in einer Berichtswoche und zu den Wunscharbeitsstunden befragt.
Bei welcher Arbeitszeit wünschen sich Eltern mehr oder weniger Stunden?
In Österreich wird bei Eltern das Eineinhalb-Ernährer-Modell immer beliebter. Von 2005 bis 2015 stieg der Anteil der Paarhaushalte mit Kindern unter 15 Jahren, die nach diesem Modell lebten, von 38 % auf 48 % an. Zugleich verlor das Modell „Mann Vollzeit, Frau nicht erwerbstätig“ an Bedeutung; der Anteil dieses Modells hat sich im gleichen Zeitraum von 36 % auf 27 % verringert.
Knapp 80 % der Mütter von Kindern unter 15 Jahren (in einem Paarhaushalt) arbeiten in Teilzeit. Vor allem Frauen mit einem geringen wöchentlichen Stundenausmaß (bis 15 Stunden) wünschen sich aber in vielen Fällen höhere Arbeitszeiten. So geben Frauen mit Kindern unter 15 Jahren und einem geringen wöchentlichen Stundenausmaß zu mehr als einem Drittel (36 %) an, sich längere Arbeitszeiten als ihre Normalarbeitszeit zu wünschen. Bei Frauen mit einem Stundenausmaß von 16 bis 30 Stunden pro Woche wünscht sich noch etwas mehr als jede fünfte (22 %) längere Arbeitszeiten.
Im Bereich von 31 bis 35 Wochenstunden möchten Frauen mit und ohne Kinder vermehrt ihre Arbeitszeit reduzieren (19 %), als diese zu erhöhen (15 %). Dies trifft auch auf Frauen mit einer wöchentlichen Arbeitszeit zwischen 36 und 40 Stunden pro Woche zu. Frauen, die mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, möchten zu großen Anteilen ihre Arbeitszeiten reduzieren. In absoluten Zahlen arbeiten allerdings nur wenige Frauen mit Kindern überhaupt in diesem Stundenausmaß.
Die Arbeitszeitwünsche von Müttern von Kindern unter 15 Jahren liegen also nicht im Bereich von Vollzeit, sondern vielfach in einem Bereich zwischen 16 und 30 Stunden – sicher auch in Abhängigkeit vom Alter des Kindes oder der Kinder, von dem Betreuungsangebot, den Möglichkeiten des Arbeitsplatzes und weiteren Faktoren.
Der Arbeitszeitwunsch von Frauen mit bzw. ohne Kindern unter 15 Jahren in Partnerschaften nach wöchentlicher Normalarbeitszeit: