Im Finanzkrisenjahr 2009 waren die Banken und ihre Verfehlungen noch im Fokus von Öffentlichkeit und Politik. Nie wieder, so die vollmundigen Versprechungen, sollten Banken ganze Volkswirtschaften in den Ruin treiben. Es war ein kurzer keynesianischer Moment, in dem der Staat Wirtschaft und Banken rettete und es möglich erschien, Banken und Finanzmärkte in ihre Schranken zu weisen. Der Moment endete, als die Eurokrise mit dem Fastbankrott des griechischen Staates im Jahr 2010 einschlug.
Mit einem Schlag waren nicht mehr die Banken mit ihrer desaströsen Kreditvergabepraxis im Mittelpunkt des Interesses, sondern der angeblich überbordende (Sozial-)Staat als unsolider Schuldner. So wurde die Geschichte vor unseren Augen umgeschrieben und aus der Banken- die Staatsschuldenkrise. Sollte zu Beginn der Krise noch die staatliche Souveränität über die Finanzmärkte widergewonnen werden, so eröffnete die „Staatsschuldenkrise“ den neoliberalen Eliten die unverhoffte Chance, den Staat und viele soziale Errungenschaften radikal im Namen von „Wettbewerbsfähigkeit“ und „Austerität“ zurückzustutzen.
Kreditkürzungen als Krisenauslöser in der Peripherie
Die Banken haben sich damit bequem der öffentlichen Aufmerksamkeit entzogen. Dabei tragen sie direkt Verantwortung für die Eurokrise, wie ich in meinem Report „Banken treiben Eurokrise“ gezeigt habe. Sie haben durch die Kürzung ihrer Kredite an die heutigen Krisenländer die Krise erst ausgelöst.
Die gleichen Banken, die sich in den USA auf dem Immobilienmarkt verspekuliert haben, hatten auch den heutigen Eurokrisenländern großzügig Kredite verliehen – vor allem international tätige deutsche und französische Banken. Deutsche und französische Banken hielten 2008 ein Viertel aller Auslandsforderungen gegenüber den USA; 60 % aller Auslandsforderungen gegenüber Italien, etwa die Hälfte der Forderungen gegenüber Spanien, 42 % gegenüber Griechenland, 37 % gegenüber Irland und 33 % gegenüber Portugal.