Noch vor zwei Jahren waren green jobs eine Zukunftshoffnung der österreichischen Umweltpolitik – jetzt ist die Diskussion über das Potenzial von green jobs trotz steigender Arbeitslosigkeit ruhiger geworden. Die AK bemühte sich bereits 2012 um ein differenziertes Bild: green jobs sind nicht automatisch gute Jobs, sondern vielfach körperlich anstrengende und unsichere Arbeitsplätze. Und nicht jede Beschäftigung, die als green job neu ausgewiesen wird, ist auch ein zusätzlicher Arbeitsplatz. Wo steht die Diskussion heute? Positiver Trend auf dem grünen Arbeitsmarkt?
2010 präsentierte das BMLFUW in einem Masterplan das Ziel, bis zum Jahr 2020 100.000 neue green jobs in Österreich zu schaffen. Noch 2013 wurden green jobs im Vorwort zu einer Broschüre zu konkreten Berufsbildern als „Arbeitsplätze der Zukunft“, die in einem „unserer größten Wachstumsmärkte“ „spannende Tätigkeiten in einem dynamischen Aufgabenfeld“ bieten, beschrieben.
Positiver Trend auf dem grünen Arbeitsmarkt?
Laut Statistik Austria beschäftigte die österreichische Umweltwirtschaft im Jahr 2013 bereits mehr als 185.100 Personen, nach knapp 171.200 im Jahr 2010. Damit ist die Beschäftigung im Umweltbereich in den vergangenen Jahren tatsächlich deutlich schneller gestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Das laut Website des Ministeriums aktuelle Ziel, die Schwelle von 200.000 Beschäftigten in der Umweltwirtschaft zügig zu überspringen, scheint damit in Reichweite.
Sind also bereits rosig-grüne Zeiten auf dem Arbeitsmarkt angebrochen? Eine nüchterne Betrachtung der Entwicklungen, die schon 2012 in der Studie im Auftrag der AK Wien eingefordert wurde, scheint weiterhin angebracht. Zunächst weist die Statistik Austria darauf hin, dass durch eine Weiterentwicklung und Verfeinerung der Erhebungsmethodik die einzelnen Berichtsjahre nur bedingt vergleichbar sind. Im Jahr 2013 wurde beispielsweise erstmals die Herstellung von Fertigteilhäusern in Niedrigenergie- oder Passivhausbauweise in die Umweltwirtschaft einberechnet. Die Beschäftigten in den entsprechenden Betrieben haben also nunmehr green jobs, auch wenn de facto keine neuen Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Zwischen akademischen Träumen und grüner Realität
Geblieben ist anscheinend auch eine gewisse Verwirrung über das Profil von green jobs. Obwohl das Ministerium heute auf seiner Website deutlich macht, dass green jobs ein heterogenes Spektrum von Hilfsarbeiten bis zu akademischen Berufen umfassen, schrieb die Tageszeitung „Die Presse“ erst kürzlich: „Green Jobs: Akademische Wege zur grüneren Zukunft“. Die Presse fokussiert in ihrem Artikel auf die zukünftigen Beschäftigungspotenziale der Erzeugung von Bioenergie und neue Studiengänge an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen, die junge Menschen auf Tätigkeiten in dieser „Wachstumsbranche“‘ vorbereiten sollen. Ausgeblendet wird dabei, dass – beispielsweise laut einer Studie des Arbeitsmarktservice (AMS)– Beschäftigte mit tertiärem Bildungsabschluss in der Umweltwirtschaft aktuell eher unterrepräsentiert sind.