Wer sich Mobilität nicht leisten kann, ob den täglichen Weg in die Arbeit oder zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, ist in seinen sozialen Möglichkeiten stark eingeschränkt. Da die Kosten für Mobilität mitunter einen hohen Anteil des Haushaltseinkommens einnehmen, sind insbesondere AlleinverdienerInnen, Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte dadurch außerordentlich schwer belastet. Beispiele aus dem In- und Ausland zeigen, wie die Nutzung der öffentlichen Mobilitätsnetze für Menschen, die zunehmend ökonomisch und gesellschaftlich ausgegrenzt sind, mit einem Mobilitätspass gefördert werden kann.
Mobilitätsförderung für sozioökonomisch benachteiligte Menschen
Generell stellen Mobilitätspässe zumeist nur ein Ermäßigungsspektrum thematisch breiter gefächerter Sozialpassvergünstigungen dar. Obgleich die Bezugsvoraussetzungen in Österreich regional variieren, sind die Personengruppen der Mindestsicherungs- und AusgleichszulagebezieherInnen in allen Bezugsvoraussetzungen vorzufinden und stellen auch den größten Anteil der faktischen BezieherInnen dar. Darüber hinaus werden oftmals Einkommensgrenzen, wie die Armutsgefährdungsschwelle, als Anspruchskriterien herangezogen.
Mobilitätspässe haben eine Reihe positiver Effekte
Neben potenziell aktivierenden Effekten für Arbeitssuchende bieten Mobilitätspässe eine Reihe weiterer Vorteile: die aktive Teilhabe am sozialen Leben, die Möglichkeit die Arbeitsstelle erreichen zu können, finanzielle Entlastung für Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte, die Wahrnehmung kultureller Angebote und die Erledigung von Einkäufen und Arztbesuchen – um ein paar Beispiele zu nennen. Darüber hinaus wird durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ein wertvoller Beitrag zum Schutz der Natur und Umwelt geleistet.
Welche Mobilitätsinitiativen gibt es in Österreich?
Nach aktuellen Rechercheergebnissen existieren derzeit sechs österreichische Mobilitätspassinitiativen in den Städten Wien (Mobilpass), Graz (SozialCard Mobil), Linz und Leonding (Aktivpass), Wiener Neustadt (Plus/Senior Card) und Tulln (Sozialcard). In seiner Doppelfunktion hat Wien als erstes österreichisches Bundesland am 1. April 2008 den Wiener Mobilpass eingeführt. Mit der Gründung der Vorarlberger FairCard folgte am 15. Februar 2016 das zweite überregionale Mobilitätspassprojekt in Österreich.
In Wien ermöglicht der Besitz des Mobilpasses den Bezug von Monatskarten um 17 Euro statt 48,2 Euro (Ermäßigung von 65 %). Darüber hinaus können Vollpreiskarten zum Halbpreis erworben werden. Die FairCard des Verkehrsverbunds Vorarlberg hingegen erlaubt Ausgleichszulagebezieherinnen/-beziehern den Erwerb einer vergünstigten Jahreskarte um 192 Euro statt 365 Euro (Ermäßigung 47,4 %). Ferner können Monatskarten um 16 Euro statt 77 Euro (fast 80 % Ermäßigung) verbilligt bezogen werden. Dieses Angebot gilt außerdem für BezieherInnen der bedarfsorientierten Mindestsicherung und AsylwerberInnen. Zum Preis von 8 Euro können Kinder (bis einen Tag vor dem 15. Geburtstag) ebenso Bus und Bahn im gesamten Verbundbereich nutzen.