In Österreich sind die klassischen Geschlechterrollen noch immer weit verbreitet. Deutlich wird das vor allem bei der Verteilung der Arbeitszeit. Während 2014 laut Statistik Austria 60,5% des Arbeitszeitvolumens aller Erwerbstätigen von Männern geleistet wurde, belief sich der von Frauen geleistete Anteil bei 39,5%. Bei der unbezahlten Arbeit war es genau umgekehrt. Laut der aktuellsten Zeitverwendungsstudie von 2008/09 wurde der Großteil, nämlich zwei Drittel von Frauen und nur ein Drittel von Männern geleistet.
Teilzeit ist weiblich und Überstunden sind männlich
Allseits bekannt ist der Fakt, dass Teilzeitbeschäftigung ein hauptsächlich weibliches Phänomen ist. Die Teilzeitquote bei unselbstständigen Frauen betrug 2014 47,3%. Hingegen war nur jeder zehnte unselbstständige Mann teilzeitbeschäftigt. Frauen entscheiden sich oft für einen Teilzeitjob aufgrund von Betreuungspflichten. Vorrangig für Männer sind schulische oder berufliche Aus- oder Fortbildungen. Eine weitere erhebliche Differenz ist, dass Männer beinahe 70% des Volumens an Mehrarbeits- und Überstundenvolumens leisteten. Allerdings wurden Mehrarbeits- und Überstunden von Männern öfter entlohnt, als jene die von Frauen geleistet wurden (unbezahlte MA- und ÜStd Männer: 26,8%, Frauen: 19,0%).
Kinder verändern das Beschäftigungsausmaß von Frauen, kaum aber von Männern
Ein weiterer wichtiger Punkt, den es zu beachten gilt, ist der Effekt von Kindern auf die Erwerbstätigen- und Teilzeitquote von Männern und Frauen. Die Erwerbstätigenquote für 25- bis 49-Jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren weicht erheblich von jener Quote ohne Kinder bzw. mit Kindern ab 15 Jahren ab. Mit Kindern waren 2014 67,2% der Frauen erwerbstätig, ohne Kinder waren es mit 84,7% deutlich mehr. Bei Männern lässt sich der umgekehrte Trend feststellen: mit Kinder sind mehr Männer erwerbstätig (92,6%) als ohne Kinder (83,6%). Auch bei der Teilzeitquote für 25- bis 49-Jährige ist der Effekt bei Müttern deutlich größer als bei Vätern. 2014 waren 74,3% der Frauen mit Kindern unter 15 teilzeitbeschäftigt. Ohne Kinder lag die Quote bei 32,4%. Männer in der Altersgruppe ohne Kinder sind eher teilzeitbeschäftigt (9,7%) als mit Kindern (6,1%). Betrachtet man die Statistik für Paare mit Kindern unter 18 Jahren nach Merkmalen der Erwerbstätigkeit und Alter des jüngsten Kindes, wird es offensichtlich, dass das modifizierte männliche Ernährermodell in Österreich noch stark präsent ist. Gesamt gesehen war in 44,2% der Paare der Vater vollzeitbeschäftigt und die Mutter teilzeitbeschäftigt. In 18,5% der Paare mit Kindern unter 18 ging ausschließlich der Vater einer Beschäftigung nach. Lediglich in 16,5% der Paare gingen beide Partner einer Vollzeitbeschäftigung nach. Das Alter des jüngsten Kindes hatte einen maßgeblichen Einfluss auf das Beschäftigungsausmaß der Eltern, besonders bei Frauen. Wenn das jüngste Kind älter war, entschieden sich weniger Paare für das reine männliche Ernährermodell und der Anteil der Paare, wo beide vollzeitbeschäftigt sind stieg. Wenn das jüngste Kind älter als 14 war, hatten bereits beinahe ein Drittel der Paare beide Partner einen Vollzeitjob.