Nachdem das Thema Ungleichheit einen zentralen Stellenwert bei Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eingenommen hat, stellte sich das Europäische Forum Alpbach heuer (endlich) dieser Thematik mit dem Titel: „UnGleichheit“. Dieser Schritt macht deutlich, dass Ungleichheit als brisantes Thema in der Gesellschaft angekommen ist und dass die Gefahren von zu hoher Ungleichheit erkannt wurden.
Gemäß dem Anspruch der Veranstaltung, die seit 1945 jährlich in Alpbach ausgetragen wird, kam es zu kontroversen Diskussionen, speziell was das vertretbare Ausmaß von Ungleichheit, die Ursachen und die Ansatzpunkte möglicher Lösungen betraf. Dass Debatten über Erbschaftssteuern und Chancengleichheit beim Forum Alpbach normalerweise eher gemieden werden, ist an den zahlreichen Luxuslimousinen sichtbar, die jährlich in dem kleinen Alpendorf auffahren. Ungleichheit ist eben überall.
Ungleichheit summiert sich nicht, sondern multipliziert sich
Die wichtigsten Inputs der Wirtschaftsgespräche (1.9.-3.9.2015) kamen vom Leiter des Ungleichheitsforschungsteams der OECD Michael Förster und vom Ökonomieprofessor John Roemer (Yale University). Sie legten den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zu ökonomischer Ungleichheit dar. Förster betonte unter anderem zwei drängende Probleme von Ungleichheit in Europa: Zum einen die starke Konzentration von Vermögen bzw. die Ungleichverteilung von Vermögen im Allgemeinen sowie die Tatsache, dass ärmere Haushalte langfristig in der Einkommensentwicklung zurückbleiben, und damit sind nicht „nur“ die unteren zehn Prozent, sondern die unteren 40 Prozent aller Haushalte in den OECD Staaten, und damit in den entwickelten Industriestaaten, gemeint. Ihre Chancen für sozialen Aufstieg sinken deutlich mit steigender Einkommensungleichheit. Vor allem Personen aus bildungsfernen Haushalten ist es schwer in der Gesellschaft aufzusteigen, während Personen mit einem mittleren oder hohen Bildungsniveau der Eltern kaum von dieser Chancenungleichheit betroffen sind.
Wahrscheinlichkeit des Universitätszugangs, nach Bildungsniveau der Eltern (BNE) und Ungleichheitsniveau