Zum Thema Flucht und Asyl kursieren jede Menge Mythen und falsche Behauptungen. Auch wenn der Boulevard versucht, manches herbeizuschreiben: die Wirklichkeit schaut meist ganz anders aus. Hier neun manchmal überraschen Wahrheiten zu diesem viel diskutierten Thema.
1. Nur eine kleine Zahl von Flüchtenden kommt nach Europa
Nur ein winziger Bruchteil der Menschen, die weltweit auf der Flucht vor Krieg, Folter und Vertreibung sind, kommen nach Europa. Ende 2014 waren weltweit insgesamt 59,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten davon flohen an einen sicheren Ort innerhalb ihres Landes. 95 Prozent aller syrischen Kriegsflüchtlinge wurden in den Nachbarländern aufgenommen. Insgesamt versuchten 2015 etwa 1 Million Flüchtlinge die Einwanderung nach Europa. Das entspricht der Anzahl von Menschen, die in den Libanon geflüchtet sind. Einem Land mit 4,4 Millionen Einwohner und etwa der Größe von Tirol.
2. Österreich hat früher viel mehr Flüchtende aufgenommen
Österreich hat in früheren Krisen bedeutend mehr Flüchtlinge aufgenommen als in dieser. 2015 wurden in Österreich 90.000 Ansuchen auf Asyl gestellt. Im Vergleich dazu kamen in den Jahren 1956/57 rund 180.000 Menschen aus Ungarn nach Österreich. 1968 flohen 162.000 Menschen aus der damaligen Tschechoslowakei nach Österreich. In jüngerer Zeit hat Österreich nach dem Zerfall Jugoslawiens 90.000 Flüchtlinge aufgenommen.
3. Menschen flüchten vor Krieg und Terror
Menschen flüchten im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben. Die größte Flüchtlingsgruppe waren im Jahr 2015 die AfghanInnen mit 25.202 Anträgen. Knapp dahinter folgen mit 25.064 Ansuchen die SyrerInnen. Schon deutlich darunter auf Platz drei liegen die IrakerInnen mit 13.528 Anträgen. In allen drei Ländern herrscht seit Jahren Bürgerkrieg, Terror und Verfolgung. Die Anträge werden streng selektiert. Derzeit liegt die Anerkennungsquote bei 39 Prozent. In Zahlen sind das 14.000 positive Entscheidungen von 36.000 Anträgen. Zusätzlich wurde 2.200 Personen subsidiärer Schutz (befristeter Schutz vor Abschiebung, weil deren Leben oder Unversehrtheit im Herkunftsstaat gefährdet ist) gewährt.
4. Vier Milliarden Euro für Banken – nur 0,6 Mrd. für Asyl
Das Finanzministerium geht für das Jahr 2016 von Aufnahmekosten für AsylwerberInnen von insgesamt 997 Millionen Euro aus, die vor allem Bund und Länder tragen werden. Auch wenn diese Summe groß ist, so entspricht sie trotzdem nur 0,6 % der erwarteten öffentlichen Gesamtausgaben von 178,2 Mrd Euro.
Vergleicht man die geschätzten Aufnahmekosten mit der budgetären Belastung aus dem Bankenpaket, so relativieren sich die Ausgaben noch mehr: Während alleine die Kapitaltransfers an Banken das Maastricht-Defizit der Jahre 2014 bis 2016 um 7,8 Mrd erhöhen, belaufen sich für die Aufnahmekosten für schutzsuchende Menschen nicht einmal auf ein Viertel dessen (in Summe 1,8 Mrd Euro). Für die Zeit davor gibt es nur genaue Daten für die Bankenkosten – klar ist allerdings, dass für AsylwerberInnen nur ein Bruchteil der 6,3 Mrd Euro ausgegebene wurde, mit denen die Banken in den Jahren zuvor (2009 bis 2013) das Budget belasteten.